Paläontologie

Bindeglied der Tyrannosaurier-Evolution entdeckt

92 Millionen Jahre alter T.rex-Verwandter schließt entscheidende Lücke im Dino-Stammbaum

Suskityrannus
Vor 92 Millionen Jahren lebte in Nordamerika ein Tyrannosaurier-Vetter, der schon entscheidende Merkmale des T.rex besaß – aber im Kleinformat. © Andrey Atuchin

Missing Link: Ein 92 Millionen Jahre altes Fossil gibt erstmals Einblick in eine Schlüsselphase der Tyrannosaurier-Evolution. Der im Süden der USA entdeckte T.rex-Cousin war zwar nur rund 2,70 Meter lang, besaß aber bereits entscheidende Merkmale seines großen Nachfahren – darunter die kräftige Schnauze, das große Gehirn und die für schnelles Laufen optimierten Füße. Das Fossil belegt damit erstmals eindeutig, dass die Riesen der Kreidezeit klein anfingen.

Der Tyrannosaurus rex war der König unter den Riesen der späten Kreidezeit. Der bis zu 13 Meter lange Fleischfresser konnte dank seiner großen Wendigkeit, seiner scharfen Zähne und der enormen Bisskraft selbst größere Beutetiere jagen und überwältigen. Gemeinsam mit großen Pflanzenfressern wie dem Triceratops, den Entenschnabel-Dinosauriern oder den schwer gepanzerten Ankylosauriern dominierte der T.rex ab der Zeit vor rund 80 Millionen Jahren die Lebenswelt der Kreidezeit.

Dunkle Ära der Tyrannosaurier-Evolution

Doch wie wurde der Tyrannosaurus zu diesem erfolgreichen und großen Raubtier? Zwar weiß man, dass frühe Vorläufer der Tyrannosauriden wie der Proceratosaurus aus dem Mitteljura noch eher klein waren. Wie sich aber diese eher schmächtigen Vorläufer während der mittleren Kreidezeit zu den gigantischen Megaprädatoren entwickelten, ist weitgehend unbekannt – es fehlt schlicht an Fossilien.

„Diese Zeit ist ein dunkles Zeitalter der Tyrannosaurier-Entwicklung“, sagen Sterling Nesbitt von der Virgina Tech in Blacksburg und seine Kollegen. Denn durch starken Meeresspiegelanstieg und andere Umweltveränderungen zu dieser Zeit blieben kaum Überreste von Dinosauriern konserviert. „Zuvor war nur ein einziges diagnostisch aussagekräftiges Tyrannosauriden-Fossil aus dieser mittelkreidezeitlichen Lücke bekannt.“ Von diesem Exemplar jedoch sind nur der Hirnschädel und einige isolierte Knochen erhalten.

Tyrannosaurus-Cousin als Missing-Link

Genau in diese Lücke jedoch passen nun die in New Mexiko entdeckten Fossilien: zwei Teilskelette eines rund 92 Millionen Jahre alten Vertreters der Tyrannosauroidea. Sie umfassen einen bereits 1997 entdeckten Schädel, sowie ein 1998 unweit davon gefundenes fast vollständiges Skelett. „Viele Jahre wussten wir einfach nicht, dass wir hier einen Cousin des Tyrannosaurus rex vor uns hatten“, sagt Nesbitt.

Die wahre Natur dieser Fossilien haben erst jetzt neue Analysen der Knochen aufgedeckt. Sie belegen, dass der Suskityrannus hazelae getaufte Tyrannosaurier ein echtes Missing Link der Tyrannosaurier-Evolution darstellt. Denn Suskityrannus war mit 2,70 Meter Länge zwar viel kleiner als sein furchteinflößender Nachfahre T.rex. Trotzdem aber hatte er schon die Merkmale entwickelt, die den Tyrannosaurus später auszeichneten.

Mini-Tyrannosaurus
Mit fellähnlichen Federn bedeckt und nur pferdegroß: So könnte Suskityrannus hazelae ausgesehen haben. © Andrey Atuchin

Kräftiges Gebiss und optimierte Lauffüße

So besaß der Suskityrannus schon den kräftigen Schädel und die U-förmige Schnauze seines größeren Vetters – und wahrscheinlich auch eine vergleichsweise große Bisskraft. Er könnte daher auch schon ein effektiver Jäger und Fleischfresser gewesen sein. Seine Fußknochen zeigen zudem eine für T.rex charakteristische Anpassung an das schnelle und wendige Laufen. „Suskityrannus repräsentiert den frühesten Beleg für dieses Schlüsselkennzeichen unter den Tyrannosauriern“, so die Forscher.

„Damit sind viele der bemerkenswerten Komponenten des Tyrannosaurier-Bauplans schon in einer mittelgroßen Spezies vorhanden, die sich entwickelte lange bevor die Tyrannosaurier die ökologische Dominanz erlangten“, sagen Nesbitt und seine Kollegen. „Damit füllt Suskityrannus eine wichtige Lücke im evolutionären Stammbaum der Tyrannosaurier – er gibt uns einen Einblick in die Entwicklung dieser Dinosaurier, bevor sie die Herrschaft über den Planeten übernahmen.“

Übergang zur letzten Hochblüte der Dinos

Doch der Suskityrannus ist nicht nur ein lange gesuchtes „Missing Link“ der Tyrannosaurier-Evolution, er liefert einen Einblick auch in eine wichtige Übergangszeit der gesamten nordamerikanischen Dinosaurier-Fauna, wie die Forscher erklären. Denn er stammt aus der Zeit, als die frühe Kreidezeit-Fauna sich zur klassischen Dino-Ära der späten Kreidezeit wandelte – und aus der es auch weltweit kaum Fossilien gibt.

Sowohl der Suskityrannus als auch die in der gleichen Formation gefundenen Fossilien von Pflanzenfresser-Dinosauriern repräsentieren demnach kleinere Vertreter all der Dinosaurierformen, die zu den Hauptakteuren der letzten Dinosaurier-Hochblüte werden sollten. (Nature Ecology & Evolution, 2019; doi: 10.1038/s41559-019-0888-0)

Quelle: Virginia Tech, Stony Brook University

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