Mini-Lindwürmer und Geisterwesen: Biologen haben in China gleich sechs neue Arten von Drachen-Tausendfüßern entdeckt – einer besonders seltsamen Gruppe der Tausendfüßer. Diese vielbeinigen Arthropoden leben im Dauerdunkeln von Höhlen und haben bizarr verlängerte Beine und Antennen. Zwei der Arten sind zudem komplett farblos und fast transparent.
Drachen-Tausendfüßer (Desmoxytes) verdanken ihren Namen unter anderem ihrem ungewöhnlichen Aussehen. Denn diese in Südostasien beheimateten Tausendfüßer sind oft grell gefärbt und tragen an Kopf und Rücken Reihen von wehrhaften Dornen, die sie wie kleine Lindwürmer aussehen lassen. Feuer speien können die Mini-Lindwürmer zwar nicht, aber einige von ihnen produzieren hochgiftige Blausäure, mit der sie Angreifer beschießen.
Liu Weixin von der South China Agricultural University in Guangzhou und ihre Kollegen haben nun in Südchina gleich sechs neue Arten dieser seltsamen Wesen entdeckt. Vier davon kommen ausschließlich in Höhlen vor. Ihnen fehlt zwar die spektakuläre Warnfarbe ihrer an der Erdoberfläche lebenden Verwandten, dennoch sind sie nicht weniger spektakulär.
Schreckenbeine und Geisterfarbe
Unter den neuen Arten ist der bizarre „Stabschrecken-Drachentausendfüßer“ (Desmoxytes phasmoides). Ähnlich wie seine Namenspatin besitzt er extrem verlängerte Beine und Antennen, so dass er an ein Aststück mit gut 40 Seitenzweigen erinnert. Bei den anderen neuentdeckten Drachen-Tausendfüßern sind die Rückenplatten zu langen, fädigen Stacheln ausgezogen, die ihnen ebenfalls ein borstiges Aussehen verleihen.
Zwei der neuen Höhlenarten sind komplett farblos. Ihr weißlich-transparenter Körper wirkt dadurch fast gespenstisch. Alle neu entdeckten Arten sind zwischen einem und drei Zentimetern lang. Mit den sechs neuen Drachen-Tausendfüßern erhöht sich die Zahl der bekannten Spezies dieser Gruppe auf 41, wie die Forscher berichten. Sie vermuten aber, dass es in Südostasien noch mehrere weitere unentdeckte Vertreter gibt. (Zookeys, 0216; doi: 10.3897/zookeys.577.7825)
(Stiftung Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig, Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere, 06.04.2016 – NPO)