Adressat unbekannt: Die auffallend blaue Farbe vieler Vogelspinnen entpuppt sich als echtes Rätsel der Natur. Denn die Spinnen können diese Farbe selber gar nicht wahrnehmen, als Signal für potenzielle Sexpartner oder Rivalen taugt sie daher nicht. Seltsam auch: Obwohl die blaue Strukturfarbe bei den Vogelspinnen auf verschiedene Weise erzeugt wird, leuchtet sie bei allen in genau demselben Blauton. Warum, und für wen dieses Farbsignal bestimmt ist, ist unbekannt, wie Forscher im Fachmagazin „Science Advances“ berichten.
Im Tierreich herrscht an leuchtenden Farben kein Mangel, häufig entsteht das bunte Farbenspiel dabei sogar ganz ohne Pigmente – allein durch lichtbrechende Nanostrukturen. Besonders auffällig sind beispielsweise die irisierenden Strukturfarben von Schmetterlingen, Beeren oder Meereskrebsen. Und sogar einige Dinosaurier nutzten bereits solche Nanostrukturen, um ihre Federn zum Schillern zu bringen.
Doch es gibt noch eine Tiergruppe, die auf leuchtendes Farbenspiel setzt: Vogelspinnen. In allen sieben Unterfamilien und den meisten Gattungen kommen Varianten vor, deren Beine und Hinterkörper blau gefärbt sind. Wie diese Färbung zustande kommt, wozu sie dient und wie groß das Farbspektrum innerhalb der Vogelspinnen ist, war bisher jedoch nur teilweise bekannt. Bor-Kai Hsiung von der University of Akron in Ohio und seine Kollegen haben daher nun erstmals die Färbung von Vogelspinnen aus 53 Gattungen untersucht.

Eine Farbe – viele Strukturen
Die erste Überraschung: Die blaue Farbe wird bei den Vogelspinnen nicht durch eine einheitliche Nanostruktur hervorgerufen, sondern durch mindestens drei ganz verschiedene Lösungen, wie die Forscher berichten. Bei einigen Arten sorgen glatte, stäbchenförmige Haare für die nötige Lichtbrechung, andere besitzen stattdessen Haare mit seitlich anhängende Röhrchen oder abgeflachten Paddeln. Und diese Haare unterscheiden sich wiederum in ihrer Beschaffenheit. Es gibt sowohl schwammartige als auch streng geordnete mehrschichtige Nanostrukturen.