Die Magnetresonanstomographie (MRT) ist weitaus besser als die Mammographie in der Lage, Brustkrebs-Vorstufen im Milchgang aufzuspüren. Das zeigt eine Studie an über 6.000 Frauen, die jetzt in Chicago vorgestellt wurde.
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Man nennt ihn Ductales Carnicoma In-Situ oder kurz DCIS; eine Vorstufe des „richtigen“ Brustkrebs, der aus den Innenwandzellen der Milchgänge entsteht. Er heißt zwar schon „Karzinom“ – solange er aber noch in den Milchgängen abgeschottet verharrt, handelt es sich de facto um eine gutartige Erkrankung. Denn solange das Karzinom im Milchgang verbleibt, hat es genau die Eigenschaft noch nicht, die Brustkrebs sonst so gefährlich macht: Es kann sich noch nicht über den Blut- oder Lymphweg im Körper verteilen (metastasieren). Entsprechend ist Brustkrebs in diesem Stadium immer heilbar.
Dass die MRT der Mammographie für die Diagnostik „richtiger“ (invasiver) Karzinome überlegen ist, ist lange bekannt. Bislang galt die Mammographie aber als einziges Untersuchungsverfahren, mit dem die intra-duktalen Brustkrebs-Vorstufen zuverlässig zu diagnostizieren sind. Denn allein die Mammographie ist in der Lage, kleinste Kalkablagerungen, die bei in-situ-Karzinomen im Milchgang entstehen, zu visualisieren.
Auf dem diesjährigen ASCO-Kongress der amerikanischen Klinischen Onkologen in Chicago berichtete die Bonner Radiologin Prof. Christiane Kuhl über ihre Erfahrungen mit dem Einsatz der Magnetresonanztomographie (MRT) zur Diagnostik solcher in-situ-Karzinome. Im Rahmen einer großen Studie wurden in Bonn bei über 6.000 Frauen sowohl eine Mammographie als auch eine MRT der Brust vorgenommen. Bei 169 Frauen konnte ein DCIS diagnostiziert werden.
Das überraschende Ergebnis: Die MRT war der Mammographie nicht nur ebenbürtig, sondern verbesserte die Diagnostik der DCIS ganz erheblich. Fast die Hälfte aller im Sudienzeitraum diagnostizierten 169 Brustkrebs-Vorstufen wurden nur mithilfe der MRT erkannt. Konkret: Von 169 DCIS wurde 47 Prozent sowohl im Röntgenbild als auch mit der MRT erkannt. Bei 7 Prozent der Frauen wurde das DCIS nur durch die Mammographie entdeckt. Dagegen war in 43 Prozent der Frauen die Diagnose nur mit der MRT zu stellen. Der Grund hierfür war, dass diese DCIS keine Mikroverkalkungen aufwiesen und daher der Mammographie entgingen
Zudem zeigte sich, dass die MRT der Brust vor allem beim Aufspüren der high-grade DCIS der traditionellen Mammographie weit überlegen war: Über die Hälfte der high grade -DCIS waren nur mit der MRT zu sehen. Die insgesamt lediglich 12 nur in der Mammographie sichtbaren DCIS entsprachen dagegen in 10 von 12 Fällen der relativ gutartigen („low grade“) Variante.
Diese Ergebnisse untermauern nach Ansicht der Forscherin die Rolle der MRT als neuen „Gold Standard“ der Brustdiagnostik. Eine für viele Frauen gute Nachricht, die allerdings mit einem Wermutstropfen versetzt ist: Eine MRT- Untersuchung ist noch teuerer als die Mammographie und wird nur in Ausnahmefällen von den Kassen erstattet.
(Deutsche Röntgengesellschaft, 22.06.2007 – NPO)