Wenn es um Beutefang geht, sind Buckelwale alles andere als einfallslos: In engen Spiralbewegungen umkreisen sie ihre Beute und umgeben diese mit einem dichten Netz aus Luftblasen. Erst wenn Fisch und Krebschen eng in ihrem „Gefängnis“ konzentriert sind, schöpfen die Wale ihre konzentrierte Nahrung mit geöffnetem Maul ab. Die Komplexität dieses Verhaltens, die Meeresforscher jetzt erstmals mit Hilfe von Sendern genau analysiert haben, ist ihrer Ansicht nach mindestens so hoch wie der Werkzeuggebrauch bei Affen.
Buckelwale (Megaptera novaeangliae) gehören zu den Bartenwalen: Trotz ihrer bis zu 15 Metern Länge ernähren sie sich von eher kleinen Meeresbewohnern, wie Krill-Krebsen oder kleineren Heringen. Bei der Nahrungsaufnahme schwimmen die Wale mit geöffnetem Maul durch einen Beuteschwarm, schließen das Maul und lassen das überschüssige Wasser durch ihre Barten abfließen. Die Nahrung bleibt im Maul zurück und wird geschluckt. Bei dieser Technik des „Schluck-Filtrierens“ sind die Buckelwale allerdings darauf angewiesen, dass ihre Beute in möglichst hoher Dichte vorkommt – und genau dabei helfen sie auch aktiv nach, wie bereits seit einiger Zeit bekannt ist:
Dichtes Netz aus Blasen hilft beim Beutefang
Die Buckelwale vollführen teilweise komplexe Schwimmmanöver und geben dabei gezielt kreisförmige Serien von Luftblasen ab, die wie ein Netz wirken: Planktonorganismen oder kleinere Fische können das dichte Blasennetz nicht durchschwimmen und sind daher im Inneren eingeschlossen. Oft schließen sich mehrere Buckelwale zusammen und „ernten“ dann auch gemeinsam ihre Netze ab. Ihr Verhalten und die Form ihrer Blasennetze variiert dabei zwischen Individuen und Regionen.
Um mehr über die genaue Produktion dieser Blasennetze zu erfahren, analysierte jetzt eine Forschergruppe um David Wiley von der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) die Bewegungen der Wale beim Netzfanggenauer. Dafür befestigten die Wissenschaftler kleine Sender per Saugnapf an der Haut der Tiere, die ständig die Tiefe und Richtung der Wale maßen und per Funk übermittelten. Aus den Daten gelang es nun, erstmals die Bewegungen der Buckelwale beim „Netzbau“ in dreidimensionale Bilder zu übertragen.
Komplexe Spiralbewegungen
Die Daten enthüllten, dass die Wale beim Abgeben der Blasen in Aufwärts-Spiralen schwimmen und dabei ein “Doppel-Loop”-Verhalten zeigen, dass bisher nicht bekannt war: Sie führen eine Aufwärts-Spirale durch, um ihre Beute im Netz zu konzentrieren, schlagen dann einmal mit ihrer Fluke auf die Wasseroberfläche, tauchen ab und führen dann eine zweite Aufwärts-Spirale durch, um dabei mit geöffnetem Maul die Beute aufzunehmen.
Nach Ansicht der Forscher ist diese Abfolge der Nutzung von Blasen als Werkzeug und dann des Beutefangs mindestens so komplex wie die Werkzeugnutzung von Affen im Regenwald. Selbst Täuschungsmanöver und „Mundraub“ kennen die Wale: Wenn sie in Teams von zwei und mehr Einzeltieren arbeiten, kommt es nicht selten vor, dass einer der Buckelwale die Beute aus den Blasennetzen der anderen abfischt. Behaviour, 2011; DOI: 10.1163/000579511X570893)
(Brill, 27.06.2011 – NPO)