Die Veränderliche Krabbenspinne ist die Europäische Spinne des Jahres 2006. Dies haben Experten aus 27 europäischen Staaten beschlossen. Misumena vatia, so der wissenschaftliche Name des Tieres, ist eine Chamäleon unter den Spinnen: Ihre beiden Vorderbeinpaare sind kräftig und sehr lang, wodurch sie eher einer Krabbe ähnelt als einer Spinne. Außerdem können die Weibchen ihre Körperfarbe aktiv wechseln und weiß, gelb oder grünlich gefärbt sein, eine perfekte Möglichkeit zur Tarnung.
Mit ihrer Wahl will die Jury verstärkt auf die die überaus spannenden Seiten dieser nützlichen Tiere hinweisen. Martin Kreuels von der Arachnologischen Gesellschaft (AraGes) stellte die Spinne des Jahres während der Internationalen Grünen Woche in Berlin vor.
Die Veränderliche Krabbenspinne kommt nach Angaben der AraGes überall in Europa vor und ist schon lange wegen ihrer auffälligen Färbung bekannt. Mehr als 20 verschiedene wissenschaftliche Namen gab man ihr, bis Wissenschaftler mit modernen Methoden klären konnten, dass es sich immer nur um eine Art handelt, die jetzt den Namen Misumena vatia trägt.
Die bis zu elf Millimeter großen Weibchen der Veränderlichen Krabbenspinne halten sich gerne auf Blüten auf, wo sie auf anfliegende Insekten lauern. Vor allem auf gelben und weißen Blüten sind sie hervorragend getarnt und – wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge – für Feinde und potenzielle Opfer „unsichtbar“. Tanzfliegen, Hummeln, Bienen, selbst Hornissen und große Schmetterlinge sind laut der Arachnologischen Gesellschaft ihr als Opfer nicht zu groß. Mit den kleinen hinteren Beinpaaren hält sie sich fest.
Männchen als Beute
Mit den beiden kräftigen, langen vorderen Beinpaaren packt sie ihre Beute blitzschnell, injiziert ihr Gift und saugt sie aus. Um selber nicht etwa von einer Hummel gestochen zu werden, hält sie ihre Beute weit vom Körper entfernt. Oft verbringt ein Tier die meiste Zeit seines Lebens auf einer einzigen Pflanze.
Wie bei Spinnen häufig, sind die Krabbenspinnen-Männchen wesentlich kleiner als die Weibchen (nur drei – fünf Millimeter), so die Spinnenexperten. Im Gegensatz zu ihnen können sie ihre Farbe auch nicht ändern. Dass es sich um Vertreter derselben Art handelt, ist daher für den Laien kaum zu erkennen. Die Paarung mit den Weibchen findet im Frühsommer statt. Sie ist für das Männchen eher lebensgefährlich als eine Lust, denn es kann dabei selbst zur Beute werden.
Die Paarungswilligen nähern sich, so die AraGes, daher den Weibchen nur vorsichtig und langsam von hinten und verweilen einige Zeit auf ihrem Hinterleib. Um seine Spermien abzugeben, muss sich der Spinnenmann allerdings auf die Bauchseite des Weibchens begeben, wo sich die Geschlechtsöffnung befindet. Die Eier werden in Kokons versteckt abgelegt und von den Weibchen fürsorglich bewacht. Die geschlüpften jungen Spinnen überwintern in der Streu am Boden.
Die Veränderliche Krabbenspinne mag es warm und sonnig. Wiesen, Moore und Felder, aber auch Gärten, Sonnen beschienene Waldränder und Wege sind ihr Zuhause. In Norddeutschland kommt sie nach Angaben der Spinnenforscher seltener vor als im Süden.
(idw – Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft, 18.01.2006 – DLO)