Die Farbsprache der Chamäleons ist komplexer als gedacht: Beim Drohduell mit Rivalen vermitteln sie mit ihrem Farbenspiel gleich mehrere Botschaften auf einmal. Der Rücken zeigt ihre Aggression, der Kopf aber ihre Kampfstärke, wie US-Forscher herausfanden. Das sei der erste Beleg für eine so differenzierte Farbkommunikation bei einem Tier, berichten sie im Fachmagazin “ Biology Letters“.
Ob bunte Federn, schillernde Schuppen oder ein gemustertes Fell: Farben und Muster sind im Tierreich mehr als nur schmückendes Beiwerk. Sie dienen der Tarnung, zeigen die Artzugehörigkeit an und sind wichtige Signale bei der Werbung um Partner oder in der Konkurrenz mit Artgenossen. Einige Arten haben diese Signalfunktion so weit verfeinert, dass sie ihre Farbe je nach Situation oder Umwelt ändern können, darunter viele Tintenfische, einige Fischspezies und auch einige Reptilien.
Chamäleons sind dabei besonders virtuos: Sie wechseln ihre Färbung nicht nur schnell, sondern zeigen dabei auch komplexe Muster und Abfolgen. „Bisher allerdings konzentrierte sich die Forschung zu diesen Farbwechseln auf einfache An/Aus-Signale oder die Ergründung der Mechanismen“, erklären Russel Ligon und Kevin McGraw von der Arizona State University in Tempe. Welche und wie viele Informationen die Muster übermitteln, blieb eher unbeachtet.
Rivalen im Drohduell
Um das zu klären, untersuchten die Forscher das Drohverhalten von Jemen-Chamäleons (Chamaeleo calyptratus). „Die Männchen dieser Art sind für ihre starke Aggression untereinander bekannt“, erklären Ligon und McGraw. Begegnen sich zwei Rivalen, folgt eine komplexe, choreografierte Abfolge von Drohgebärden und Farbwechseln. Dabei werden offensichtlich Informationen darüber ausgetauscht, wie aggressiv und zum Kampf motiviert jedes Tier ist und auch, wie gut es kämpfen kann. Oft reicht schon dieses eskalierende Drohen, um das Duell zu entscheiden, bevor es zum Kampf kommt.