Zoologie

Chemie-Cocktail schützt arktische Schwämme

Zwei Substanzen für Fraßabschreckung verantwortlich

Am arktischen Meeresboden lebende Schwämme oder Nacktschnecken „verteidigen“ sich mit einem Cocktail chemischer Verbindungen gegen Fressfeinde und die Besiedlung durch Bakterien.

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Was es genau damit auf sich hat, und ob einzelne dieser spezifisch wirkenden Verbindungen praktisch genutzt werden können, hat die Biologin Heike Lippert im Rahmen ihrer Doktorarbeit untersucht. Für die am Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) der Helmholtz-Gemeinschaft entstandene Arbeit erhält Heike Lippert den “Georg von Neumayer Nachwuchsförderpreis für junge Polarforscher.

Wie lecker sind Schwämme?

In den Gewässern des arktischen Kongsfjordes auf Spitzbergen und in den AWI-Laboren studierte die ausgebildete Forschungstaucherin 18 verschiedene Tierarten. Ziel war es zunächst, herauszufinden, wie schmackhaft Schwämme, Nacktschnecken, Seeanemonen und andere Wirbellose für potentielle Räuber sind. Dazu verfütterte die Nachwuchsforscherin mit Tierextrakten versetzte Futterstücke an Flohkrebse und Seesterne, die zu den dominanten Räubern des Kongsfjordes gehören.

Die Ergebnisse verglich sie mit der biochemischen Zusammensetzung der untersuchten Arten. Dabei stellte sich heraus, dass sich nur ein kleiner Teil der Fraßvorlieben der Räuber mit der Nahrungsqualität, d.h. dem Gehalt an Eiweißen, Fetten, Stickstoff- und Kohlenstoffverbindungen erklären lässt. Heike Lippert konnte nachweisen, dass verschiedene Arten die chemische Fraßabschreckung nutzen, um ihre Attraktivität als Beutetier zu mindern. Sowohl Seesterne als auch Flohkrebse verschmähten insbesondere den Schwamm Haliclona viscosa, der sich als wahre chemische Fundgrube erwies.

Gleich zwei Substanzen konnten für die Fraßabschreckung verantwortlich gemacht werden. Extrakte dieses Schwammes zeigten darüber hinaus auch eine deutliche antibakterielle Wirkung. Die chemische Struktur der fraß- und bakterienhemmenden Substanzen wurde mittlerweile von AWI-Mitarbeitern aufgeklärt, und als bisher nicht bekannt identifiziert. Welches Anwendungspotential tatsächlich in diesen neuen Naturstoffen steckt, muss die zukünftige Forschung zeigen.

Der Georg von Neumayer Förderpreis

Der erstmals ausgelobte “ Georg von Neumayer Nachwuchsförderpreis für junge Polarforscher³ ist dem großen Förderer der Südpolarforschung gewidmet, nach dem auch die vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung unterhaltene deutsche Antarktisstation benannt ist. Er wird von der Pollichia ­ Verein für Naturforschung und Landespflege e.V. ­ vergeben und ist mit 2500 Euro dotiert. Der “Georg von Neumayer Nachwuchsförderpreis³ wird am Freitag, dem 26. März im Rahmen einer Festveranstaltung im Pfalzmuseum für Naturkunde in Bad Dürkheim vergeben.

(Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft, 23.03.2004 – DLO)

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