Cholesterinsenkende Mittel wirken nicht nur auf die Blutfette, sie können auch vor den tödlichen Folgen einer Grippe schützen. Darauf deutet eine Studie US-amerikanischer Forscher hin. Sie beobachteten, dass ältere Influenza-Patienten, die Cholesterinsenker einnahmen, häufiger überlebten als Patienten, die dies nicht taten. Die auch als Statine bezeichneten Medikamente hätten die Todesrate um rund die Hälfte gesenkt, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin „Journal of Infectious Diseases“.
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Statine eine vielversprechende Möglichkeit sein könnten, die Wirkung von Grippeimpfstoffen und antiviralen Mitteln zu unterstützen“, schreiben Meredith Vandermeer von der Oregon Public Health Division in Portland und ihre Kollegen. Ihres Wissens nach sei dies die erste Studie, die den Zusammenhang zwischen cholesterinsenkenden Mitteln und Todesfällen durch Influenza analysiert habe.
Weniger Tote mit Statinen
Für ihre Studie hatten die Forscher den Krankheitsverlauf von 3.043 Patienten verfolgt, die während der Grippesaison 2007-2008 wegen einer schweren Influenza in US-amerikanischen Krankenhäusern behandelt wurden. Von diesen zwischen 51 und 82 Jahre alten Patienten nahm ein Drittel regelmäßig Statine gegen zu hohe Blutfettwerte ein. Trotz vergleichbarer gesundheitlicher Ausgangslage seien von diesen Patienten deutlich weniger an der Grippe gestorben als bei denjenigen, die keine Statine einnahmen, berichten die Wissenschaftler.
„Statine können offenbar schwere und tödliche Verläufe der Influenza verhindern, scheinen aber nicht vor einer Infektion oder dem Ausbruch der Krankheit zu schützen“, sagen die Forscher. In weiteren Studien müssen nun untersucht werden,
ob dieser schützende Effekt auch für jüngere Patienten gelte und ob er sich bei verschiedenen Arten von Statinen unterscheide.
Unterstützung für das Immunsystem
Worauf diese Wirkung der Cholesterinsenker beruhe, sei noch nicht geklärt, sagen die Forscher. Sie gehen aber davon aus, dass die Cholesterinsenker nicht an den Influenzaviren selbst ansetzen. Bekannt ist, dass Statine das Immunsystem beeinflussen und Entzündungen hemmen können. Möglicherweise unterstütze dieser Aspekt der Medikamente den Körper beim Kampf gegen die Krankheit, mutmaßen Vandermeer und ihre Kollegen.
Denn Influenza-Viren können eine Überreaktion der körpereigenen Immunabwehr, den sogenannten Cytokinsturm, auslösen. Dabei schüttet der Körper große Mengen von Cytokinen aus, Botenstoffen, die Entzündungen fördern und letztlich zu Gewebe- und Organschäden führen. Nach Ansicht der Wissenschaftler könnten die Statine dazu beitragen, diesen Cytokinsturm zu verhindern. (doi:10.1093/infdis/jir695)
(Journal of Infectious Diseases, 15.12.2011 – NPO)