Biologie

Das geheime Leben der Serengeti

Citizen Science hilft bei Auswertung von 1,2 Millionen Kamerafallen- Schnappschüssen

Auf frischer Tat ertappt: Hyäne mit ihrer Beute © SnapshotSerengeti

So hat man die Serengeti noch nie gesehen: Mit Hilfe von Kamerafallen haben Forscher 1,2 Millionen Schnappschüsse aus dem berühmten Naturpark aufgenommen. Sie zeigen die Tierwelt der Serengeti in bisher unerreichter Fülle, darunter auch so seltene Arten wie Zorilla, Erdwolf oder Honigdachs. Möglich wurde die Auswertung dieser Bilder erst mit Hilfe von Citizen Science: Mehr als 28.00 Freiwillige halfen dabei, die Aufnahmen zuzuordnen.

Der Serengeti Nationalpark ist eines der bekanntesten Schutzgebiete Afrika und vielleicht sogar weltweit. Sein Name steht für gewaltige Herden von Zebras und Gnus, aber auch für Löwenrudel, Elefanten und Giraffen, die durch die Savanne ziehen. Denn der rund 25.00 Quadratkilometer große Nationalpark ist Schauplatz unzähliger Tierdokumentationen und beliebtes Ziel von Touristensafaris. Doch wie viele Tiere insgesamt in diesem Gebiet leben und welche, ist bis heute unbekannt.

Erfolg dank Citizen Science

Um das zu ändern, installierten Alexandra Swanson von der University of Oxford und ihre Kollegen im Jahr 2010 225 Kamerafallen in einem gut 1.000 Quadratkilometer großen Teilgebiet der Serengeti. „Wir wollten ursprünglich herausfinden, wie Raubtiere und ihre Beute in dieser Landschaft koexistierten“, erklärt Swanson. Doch schon bald wuchs das Projekt weit darüber hinaus. Denn schon in den drei Jahren bis 2013 schossen die per Bewegungssensor ausgelösten Kameras 1,2 Millionen Aufnahmen – eine gewaltige Menge.

Ein Löwenmännchen mustert die Kamerafalle © SnapshotSerengeti

„Wenn wir nur an Löwen und Leoparden interessiert wären, hätten wir diese Bilder selbst klassifiziert“, erklärt Swanson. „Aber bei allein hunderttausenden Bildern von Gnus und Zebras kamen wir einfach nicht hinterher.“ Um der Fülle Herr zu werden, kamen die Forscher auf die Idee, das Internet und das Prinzip des Citizen Science zu nutzen. Sie stellten ihre Aufnahmen auf die Plattform Zooniverse und baten Freiwillige darum, diese nach Tierart oder sonstigen Objekten zu klassifizieren. Ein Algorithmus überprüfte die Zuordnungen hinterher und half bei sich widersprechenden Einordnungen.

Mehr als nur Löwen und Gnus

Das Projekt Snapshot Serengeti wurde ein voller Erfolg: Immerhin 28.000 Freiwillige beteiligten sich an der Einordnung der Fotos. Se identifizierten 322.653 Aufnahmen von Tieren und ordneten sie 40 verschiedenen Arten zu. Neben mehr als 10.000 Elefanten-Schnappschüssen, 100.000 Gnus und gut mehr als 70.000 Zebras identifizierten die freiwilligen Helfer auch seltenere Tiere wie den Sekretär (Sagittarius serpentarius), den zu den Mardern gehörenden Zorilla (Ictonyx striatus) oder die Zibetkatze.

Nachts überrascht: der Honigdachs, eine in der Serengeti seltene Art. © SnapshotSerengeti

Auch Einblicke in das nächtliche Leben der Savanne bieten die Aufnahmen. So zeigen sie ein vorbeilaufende Stachelschwein, eine Kaffernbüffel-Familie, säugende Löwinnen oder eine vom Blitzlicht überraschte Gazelle. Sogar einige Buschbrände zeichneten die Kamerafallen auf. Einige Tiere schienen sich zudem besonders für die Kamera zu interessieren: Sie beschnüffelten sie oder musterten sie ausgiebig aus nächster Nähe. Nahaufnahmen von Schnauzen oder Augen waren daher ziemlich häufig vertreten.

Hilfe für die ökologische Forschung

Aufnahmen wie diese könnte dazu beitragen, mehr über die Lebensweise, aber auch die Verteilung der Tierarten in der Serengeti zu erfahren. Denn anhand der Häufigkeit der Schnappschüsse und der Kameraorte lässt sich schießen, welche Arten wo und wie oft vorkommen.

Die Forscher hoffen, dass ihr Datensatz für künftige ökologische Forschung nützlich sein kann. In jedem Falle sehen sie in der Auswertung solcher Aufnahmen per Citizen Science eine große Chance, die Erforschung solcher einzigartiger Lebensräume zu erleichtern und voranzubringen. (Scientific Data, 2015; doi: 10.1038/sdata.2015.26)

Einige der spannendsten Bilder aus der Serengeti haben wir für Sie als Diaschau zusammengstellt.

(Nature/ University of Minnesota, 10.06.2015 – NPO)

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