Gespür für den Beat: Ob wir ein gutes Rhythmusgefühl haben, hängt auch von unseren Genen ab. Von welchen, hat ein Forschungsteam durch Genomvergleiche bei mehr als 600.000 Menschen herausgefunden. Sie identifizierten dabei 69 Genvarianten, die eng mit dem Taktgefühl verknüpft waren. Dies bestätigt, dass Musikalität und Rhythmusgefühl durch das Zusammenwirken vieler genetischer Komponenten beeinflusst werden, darunter auch solchen, die bei biologischen Rhythmen wie Gehen oder Atmen eine Rolle spielen.
Musik und Rhythmus haben tiefe biologische Wurzeln: Schon Ungeborene im Mutterleib reagieren auf Musik und in unserem Gehirn gibt es sogar ein eigenes Gesangszentrum. Zwar spielen Umwelteinflüsse und Übung für die Musikalität eine wichtige Rolle, Studien legen aber nahe, dass Musikalität und Rhythmusgefühl zumindest in Teilen auf eine genetische Veranlagung zurückgehen. Dafür spricht auch, dass sogar einige Tierarten wie Kakadus und Lemuren ein fast menschenähnliches Rhythmusgefühl zeigen.
Spurensuche im Erbgut von mehr als 600.000 Menschen
Aber welche Gene stecken hinter dem menschlichen Rhythmusgefühl? Um das herauszufinden, haben Maria Niarchou von der Vanderbilt University in Nashville und ihre Kollegen dazu erstmals eine großangelegte genomweite Vergleichsstudie mit mehr als 600.000 Teilnehmenden durchgeführt. Diese wurden gefragt, ob sie den Takt halten und einen Rhythmus nachklatschen können, bei einer kleineren Stichprobe wurde dies zudem in einem Online-Experiment überprüft.
„Die menschliche Fähigkeit, sich synchron zum Takt der Musik zu bewegen, bezeichnet man als Taktsynchronisation. Unsere Validierungs-Experimente ergaben, dass die Selbsteinschätzung der Teilnehmenden mit der objektiv gemessenen Taktsynchronisation übereinstimmten“, erklärt Koautor Nori Jacoby vom Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik in Frankfurt am Main. Anschließend suchten die Forschenden im Erbgut aller Teilnehmenden nach Genvarianten, die eine Korrelation zum Rhythmusgefühl ihrer Träger zeigten.