Für Klima und Nachhaltigkeit: Am Wochenende wurde der Deutsche Umweltpreis verliehen – er ist mit 500.000 Euro einer der höchstdotierten Umweltpreise in Europa. Erhalten haben ihn der Klimaökonom Ottmar Edenhofer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und die Blechwaren-Unternehmer Annika und Hugo Trappmann. Einen Ehrenpreis bekommt zudem der Krefelder Insektenforscher Martin Sorg.
Der Deutsche Umweltpreis wird alljährlich von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) verliehen. Ausgezeichnet werden zum einen Persönlichkeiten aus der Wissenschaft, die sich um Nachhaltigkeit und Umwelt verdient gemacht haben. Ein zweiter Teil des Preises geht dagagen an Unternehmer, die sich der praktischen Umsetzung von Umweltzielen gewidmet haben.
Klimaökonom Edenhofer: Vermittler zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik
In diesem Jahr geht eine Hälfte an den Klimaökonomen und Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), Ottmar Edenhofer. Er wird unter anderem für seinen Vorschlag einer CO2-Bepreisung ausgezeichnet. Edenhofer habe mit seinem Ansatz, dem CO2-Ausstoß einen Preis zu geben, „ein wichtiges Instrument zur Senkung der Treibhausgase“ und somit für mehr Klimaschutz geliefert, sagte die DBU-Kuratoriumsvorsitzende Rita Schwarzelühr-Sutter.
Nach Ansicht von Edenhofer kann das Engagement für Klimaschutz „ja nie ein losgelöstes Unterfangen sein – weder von Politik, noch von Wissenschaft“. Wissenschaft müsse Grundlage für politische Entscheidungsprozesse sein. „Der Mainstream der Wirtschaft und die Mitte der Gesellschaft müssen mit im Boot sein“, so Edenhofer. Nur dann seien Problemlösungen angesichts des Klimawandels möglich.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte Edenhofer unter anderem für seine vermittelnde und beratende Rolle zwischen Klimaforschung und Wirtschaft. Er habe nach der Krise auf den globalen Finanzmärkten „Orientierung gegeben, wie beim notwendigen wirtschaftlichen Wiederaufbau der Klimaschutz nicht unter die Räder kommt“. Der Klimawandel mit seinen ökonomischen und sozialen Folgen seien Edenhofers „Lebensthema“. Er berate den Papst ebenso wie Weltbank und Bundesregierung und sei ein international geschätzter, „mitunter auch gefürchteter“ Verhandler.
Geschwister Trappmann: Mehr Nachhaltigkeit in der Blechfabrik
Die zweite Hälfte des Deutschen Umweltpreises geht an das Geschwisterpaar Annika und Hugo Trappmann. Sie sind Geschäftsführer der Blechwarenfabrik Limburg und haben das Unternehmen mit rund 320 Mitarbeitenden sprichwörtlich auf den Kopf gestellt – mit einem Neubau an einem anderen Standort und dem Bestreben, mittels Digitalisierung zur Ressourcenschonung beizutragen.
Das Ergebnis sei beeindruckend, sagte Steinmeier: „Die jetzt größere Blechwarenfabrik verbraucht weniger Rohstoffe und stößt 2.600 Tonnen Kohlendioxid weniger aus als vor dem Umzug.“ Mit dem Neubau des Betriebs sei ein unternehmerisches Wagnis verbunden gewesen. „Aber sie waren überzeugt, dass das Unternehmen nur dann zukunftsfähig ist, wenn es sich modernisiert und möglichst sparsam und intelligent mit Ressourcen und Energie umgeht“, so der Bundespräsident.
Der DBU-Umweltpreis ist nach Ansicht von Annika Trappmann „ein Signal besonders an die mittelständische Wirtschaft: nämlich den Mut zu haben, Risiken einzugehen“.
Sorg: Insektenschwund aufgedeckt
Einen mit 10.000 Euro dotierten Ehrenpreis bekommt dieses Jahr der Insektenforscher Martin Sorg. Er koordiniert die Forschungen des Entomologischen Vereins in Krefeld. Dieser war maßgeblich an der Langzeitstudie beteiligt, die 2017 den dramatischen Rückgang der Insekten in Deutschland aufzeigte. Die Biomasse fliegender Insekten ist demnach in 27 Jahren um 75 Prozent zurückgegangen.
„Es besteht kein Zweifel, dass die wissenschaftlich festgestellten Biodiversitätsschäden von Menschen verursacht sind“, sagt Sorg. „Es liegt jetzt in unseren Händen und unserer Verantwortung, wohin die Reise beim Schutz der Artenvielfalt geht – insbesondere bei den Insekten als artenreichster Tiergruppe.“ Es sei höchste Zeit, die Prioritäten neu zu justieren. Vorrang müsse ein nachhaltig wirksamer Biodiversitätsschutz in Naturschutzgebieten haben
Die Lage sei durchaus dramatisch, sagte der Insektenforscher. „Man muss sich das wirklich einmal vor Augen halten: In Deutschland gehen wir von mehr als 34.000 verschiedenen Insektenarten aus. Aber für mehr als 75 Prozent davon ist uns die tatsächliche Gefährdungssituation nicht bekannt.“ Das müsse sich ändern. „Wir brauchen als Handlungsgrundlage eine weitaus umfangreichere Rote Liste, die bewertet, welche Arten gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben sind.“
Quelle: Deutsche Bundesstiftung Umwelt