Umwelt

Dieselabgase noch gefährlicher für Bienen

Viele Blütenduftstoffe werden durch Stickoxide unkenntlich für bestäubende Insekten

Honigbiene beim Sammeln: Um Blüten zu finden, verlassen die Bienen sich auch auf den Duft. © Frank Mikley / (CC BY-SA 3.0)

Dieselabgase stinken – und zerstören Blütenduft: Honigbienen können viele durch in Abgasen enthaltene Stickoxide veränderte Duftstoffe im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr riechen. Britische Forscher haben festgestellt, dass dies die Bienen noch weit mehr beeinträchtigt, als bisher angenommen: Rund die Hälfte der häufigsten Duftstoffe, die den Bienen den Weg zur Blüte weisen, erkennen die Insekten nicht mehr. Dies könnte ein weiterer kleiner, aber fataler Beitrag zum Bienensterben sein, meinen die Forscher im „Journal of Chemical Ecology“.

Weltweit kämpfen Honigbienen ums Überleben: Schädlinge wie die für Bienenvölker mitunter tödliche Varroa-Milbe haben sich durch den Handel mit Bienenstöcken stark ausgebreitet. Pestizide wie die umstrittenen Neonicotinoide verwirren das Nervensystem der Pollensammler und lassen sie in die Irre fliegen. Klimawandel und Luftverschmutzung bringen weitere Risiken für die Bienen.

Raps-Duft verschwindet im Diesel-Dunst

Viele Pflanzen, darunter auch viele Obst- und Gemüsesorten, sind jedoch auch Bienen als Bestäuber angewiesen. Das Bienensterben bringt daher sowohl ernsthafte ökologische Konsequenzen als auch wirtschaftliche Risiken. Ein Forscherteam um Robbie Girling von der University of Southampton hat nun einen Faktor ausgemacht, der eine noch größere Gefahr für die Bienen darstellt, als bislang gedacht: Dieselabgase.

Elektronenmikroskopische Aufnahme einer Honigbiene © Robbie Girling

Dieselmotoren produzieren eine große Menge Stickoxide. Hohe Stickoxid-Werte in der Luft sind auch für Menschen ein Gesundheitsrisiko. Bereits in einer früheren Studie hatten die Wissenschaftler festgestellt, dass diese reaktiven Abgase einzelne Duftstoffe aus Rapsblüten zersetzen können, so dass die Bienen den Duft nicht mehr erkennen können. Dadurch fällt es ihnen auch schwerer, die Blüten anzusteuern, dort Nahrung zu sammeln und die Blüten dabei zu bestäuben.

Folgen für Wirtschaft und Umwelt

In ihren Experimenten haben die Wissenschaftler nun nachgewiesen, dass fünf der elf häufigsten Blütenduftstoffe durch Stickoxide bis zur Unkenntlichkeit für die Bienen zerfallen oder sich verändern. Der Effekt der Dieselabgase ist damit noch drastischer als zunächst gedacht. „Dieses Ergebnis zeigt, dass die Verschmutzung durch unsaubere Fahrzeuge nicht nur für die menschliche Gesundheit gefährlich ist, sondern auch Folgen für unsere Umwelt und Wirtschaft haben kann“, sagt Erstautor Girling.

„Wir Menschen verlassen und auf Bienen und andere bestäubende Insekten für einen Großteil unserer Nahrung, aber wir zahlen es ihnen mit Zerstörung der Lebensräume, Insektiziden, Klimawandel und Luftverschmutzung zurück“, urteilt Girling. Zwar glauben die Forscher nicht, dass die Abgase allein den Bienen schwer zu schaffen machen würden. Zusammen mit den vielen anderen Stressfaktoren könnten sie jedoch das entscheidende Zünglein an der Waage sein. Girling und Kollegen wollen nun auch untersuchen, welche direkten Folgen Dieselabgase für Honigbienen haben können. (Journal of Chemical Ecology, 2015; doi: 10.1007/s10886-015-0624-4)

(University of Southampton, 21.10.2015 – AKR)

Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

News des Tages

Skelett eines ungeborenee Kindes

So entstehen die Knochen des ungeborenen Kindes

Astronomen entdecken jüngsten Transit-Planet

Mehr Blackouts durch Wind- und Sonnenstrom?

Parkinson: Wenn mehr Dopamin mehr Zittern bedeutet

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

Umweltgifte - Neue Gefahr für die Gesundheit des Menschen?

Bücher zum Thema

Der Superorganismus - Der Erfolg von Ameisen, Bienen, Wespen und Termiten von Bert Hölldobler und Edward O. Wilson

Phänomen Honigbiene - von Jürgen Tautz

Top-Clicks der Woche