Unglaubliche Reise: In Marokko haben Paläontologen ein Dinosaurier-Fossil entdeckt, das es dort nicht geben dürfte. Denn für Entenschnabelsaurier war Afrika in der Kreidezeit eigentlich unerreichbar, weil tiefe, breite Meere es von den anderen Landmassen trennten. Die Entdeckung des neuen Hadrosauriers belegt jedoch, dass diese Urzeit-Echsen offenbar selbst Ozeane überwinden konnten, wie die Forscher berichten.
Im Verlauf der Erdgeschichte haben schon viele Tierarten geradezu unglaubliche Reisen unternommen, um Inseln oder sogar andere Kontinente zu erreichen. Im kreidezeitlichen Europa schwammen oder trieben die schwergepanzerten Ceratopsia von Insel zu Insel. Vor rund 50 Millionen Jahren überwanden zahlreiche Tierarten den Meeresarm zwischen Afrika und Madagaskar und vor 30 bis 40 Millionen Jahren schafften Nagetiere und Urzeit-Affen sogar den Sprung über den Atlantik.

„So deplatziert wie ein Känguru in Schottland“
Jetzt zeigt sich, dass möglicherweise auch einige Dinosaurier ganze Meere überqueren konnten. Den Beleg liefert das in Marokko entdeckte, 66 Millionen Jahre alte Fossil eines Entenschnabelsauriers. Diese bis zu 15 Meter großen, pflanzenfressenden Dinosaurier mit breiten, schnabelähnlichen Schnauzen entwickelten sich in Nordamerika und breiteten sich über Landbrücken nach Asien und Europa aus. Afrika jedoch gehörte ursprünglich zum Südkontinent Gondwana und war in der Kreidezeit durch tiefe Meere von den anderen Landmassen getrennt – und damit nach gängiger Annahme unerreichbar.
„Diese Entdeckung war daher das letzte, was man erwartet hätte“, sagt Erstautor Nicholas Longrich von der University of Bath. „Das war so deplatziert, als hätte man ein Känguru in Schottland gefunden.“ Das aber scheint die neuentdeckte Art der Hadrosaurier nicht abgehalten zu haben. Den Forschern zufolge gehörte das rund drei Meter große Fossil zu den Arenysaurini, einer Verwandtschaftsgruppe, die bisher nur aus dem kreidezeitlichen Europa bekannt war.