Vom Knäuel zum geordneten Paket: Forscher haben neue Erkenntnisse über die Verpackung der DNA in unseren Chromosomen erlangt – dem fundamentalen Schritt, der vor jeder Zellteilung stattfindet. Bei ihren Experimenten entdeckten sie eine bisher völlig unbekannte Variante des Packprozesses: Anstatt das Erbgut in einzelne Schlaufen zu legen, können die dafür zuständigen Proteine auch in Paaren zusammenarbeiten und die DNA in eine Art Zickzack-Struktur bringen.
Normalerweise liegt die DNA in unseren Zellen klumpig-verknäult vor – wie Spaghetti auf einem Teller. Doch vor jeder Zellteilung muss das Erbgut in seine kompakte Transportform überführt werden: die Chromosomen. Wie genau diese säuberliche Verpackung der DNA stattfindet, war lange Zeit unklar. 2017 beobachteten Forscher jedoch, dass das Erbgut in den Chromosomen offenbar weniger gleichförmig und „ordentlich“ verpackt wird als lange angenommen.
2018 konnten Wissenschaftler dann in Echtzeit beobachten, dass sogenannte Condensin-Proteine die DNA in Schlaufen legen und Schritt für Schritt in eine kondensierte Form bringen. „Wir wollten nun wissen, ob die damals von uns beobachteten Strukturen alles sind oder ob es noch weitere Varianten der Verpackung gibt“, erklärt Eugene Kim von der Technischen Universität Delft. Dabei interessierte das Forscherteam auch, wie unterschiedliche Condensin-Komplexe zusammenarbeiten und sich gegenseitig beeinflussen.
Erbgut im Zickzack
Um dies herauszufinden, beobachteten Kim und seine Kollegen Hefe-Condensine bei der Arbeit. Mithilfe einer speziellen Methode gelang es ihnen dabei, einzelne DNA-Moleküle isoliert auf einer Glasplatte zu betrachten und immer wieder „Schnappschüsse“ der jeweiligen Verpackungsschritte zu erstellen.