Bisher gaben kriminalistische DNA-Tests keinen Aufschluss über die Haarfarbe eines unbekannten Täters, nur ein bestimmter Typ von Rothaarigen verriet sich durch seine Gene. Jetzt aber haben Forscher Gen-Marker entdeckt, mit deren Hilfe sie auch die anderen Farbabstufungen der Kopfhaare allein aus der DNA ersehen können. Die jetzt in der Onlineausgabe der Springer-Fachzeitschrift „Human Genetics“ veröffentlichten Ergebnisse bedeuten eine große Hilfe für forensische Ermittlungen.
Welche Haarfarbe ein Mensch hat, hängt von der Menge zweier Pigmente in den Haaren ab, dem schwarz-braun-Pigment Eumelanin sowie dem blond-rot-Pigment Phäomelanin. Die Nuancen der Färbung ergeben sich durch die jeweils unterschiedliche Mischung. Für den klassischen Typ der hellhäutigen Rothaarigen ist, das ist seit längerem bekannt, ein bestimmtes Gen verantwortlich. Die anderen Farben jedoch werden durch mehrere Gene kontrolliert, entsprechend schwierig ist die Vorhersage der Haarfarbe eines Menschen allein aus Kenntnis seiner DNA.
Jetzt jedoch ist es Forschern des Medizinischen Zentrums der Erasmus Universität Rotterdam gelungen, Marker zu identifizieren, mit deren Hilfe auch die anderen Haarfarben eindeutig aus der DANN bestimmt werden können. „Für unsere Forschung nutzten wir DNA und Haarfarbeninformation von hunderten Europäern und analysierten Gene, für die bekannt war, dass sie etwas mit Haarfarbe zu tun haben“, erklärt Professor Manfred Kayser, Leiter der Abteilung für Forensische Molekularbiologie am Erasmus MC, und federführender Autor der Studie.
DNA-Marker erlauben sogar Prognose der Farbabstufungen
„Wir fanden 13 DNA-Marker in elf Genen, welche zur Vorhersage von Haarfarben nützlich sind“, so Kayser. „Dass wir nun in der Lage sind, verschiedene Haarfarben aus der DNA vorherzusagen, stellt einen Durchbruch dar, weil es bisher allein möglich war, die seltene rote Haarfarbe aus DNA zu bestimmen.“ Die Forschungsergebnisse zeigen, dass allein mittels DNA-Information mit einer Genauigkeit von über 90 Prozent ermittelt werden kann, dass eine Person rote Haare hat, und mit einer ähnlich hohen Genauigkeit, dass jemand schwarze Haare hat.
Immerhin noch mit über 80 Prozent Trefferwahrscheinlichkeit können die Wissenschaftler feststellen, ob die Haarfarbe blond oder braun ist. Die neue DNA-basierte Ermittlungsmethode erlaubt sogar, ähnliche Haarfarben, wie blond und dunkelblond oder rot und rot-blond, zu unterscheiden. Das dazu benötigte DNA-Material kann aus Blut, Sperma, Speichel oder anderen biologischen Materialien, wie sie in der forensischen Fallarbeit eine Rolle spielen, gewonnen werden.
Große Hilfe für forensische Ermittlungen
„Diese Forschungsergebnisse legen die wissenschaftlichen Grundlagen für die Entwicklung eines DNA-Tests zur Haarfarbenvorhersage“, erklärt Professor Ate Kloosterman, von der Abteilung für Menschliche Biologische Spuren des Niederländischen Forensischen Instituts (NFI). „Ein validiertes DNA-Testsystem zur Haarfarbenbestimmung sollte in naher Zukunft für die forensische Anwendung zur Verfügung stehen.“
Die Forscher der vorliegenden Studie haben bereits zuvor Artikel zur Vorhersage von Augenfarbe und zur Abschätzung von Lebensalter aus DNA-Information veröffentlicht. Diese Art von objektiver Information kann dazu benutzt werden, eine unbekannte gesuchte Person näher zu beschreiben. Die neuen Forschungsergebnisse stellen eine wichtige Erweiterung des zukünftig verfügbaren DNA-Werkzeugkastens für forensische Wissenschaftler zur Auffindung unbekannter Tatverdächtigten dar. Noch gilt das Ergebnis allein für die Vorhersage der Farbe von Kopfhaaren, zur Vorhersagbarkeit der Farbe anderer Körperhaare ist weitergehende Forschung nötig.
(Springer Science+Business Media, 04.01.2011 – NPO)