Genetik

DNA verrät Nachname

Technologie enthüllt Korrelation zwischen Namen und Y-Chromosom bei Männern

Es klingt verrückt, aber ist Wissenschaft: Britische Forscher haben eine Technik entwickelt, die es eines Tages ermöglichen könnte, den Nachnamen einer Person – zumindest wenn sie männlich ist – allein aus ihrer DNA zu ermitteln.

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Die Ahnenforschung fasziniert viele Menschen, sie versuchen, die Herkunft ihres Namens und ihrer Familie beispielsweise über historische Aufzeichnungen zu ergründen. Neue Forschungen der Genetikerin Turi King von der Universität von Leicester könnten diese Suche revolutionieren: Denn ihrer Ansicht nach könnte häufig ein Blick in die DNA des Suchenden helfen. Allerdings nur, wenn es sich dabei um einen Mann handelt, denn die verbindenden Gene liegen auf dem männlichen Geschlechtschromosom, dem Y-Chromosom.

Vom Vater auf den Sohn…

„In Großbritannien werden die Nachnamen vom Vater auf den Sohn weitergegeben“, erklärt King. „Ein Stück unserer DNA, das Y-Chromosom, ist Teil des genetischen Materials, das das männliche Geschlecht bestimmt und wird daher auch vom Vater auf den Sohn vererbt. Daher könnte eine Verbindung bestehen zwischen dem Namen und dem Typ des Y-Chromosoms.“ Diese Verbindung, so die These der Forscherin, müsste eigentlich alle Männer mit dem gleichen Nachnamen in einem großen Stammbaum vereinen.

Allerdings hat diese These gleich mehrere Haken, denn längst nicht immer ist die Verbindung so eindeutig. „Ererbte Nachnamen in Großbritannien sind viele hundert Jahre alt und jeder Name könnte auch mehrere Begründer gehabt haben“, erklärt die Wissenschaftlerin. „Ereignisse wie Adoptionen, Namensänderungen oder Scheinvaterschaften könnte den Link unterbrechen.“

…aber nicht immer

Ein anderes Hindernis ist die Tatsache, dass vor rund 700 Jahren, als die meisten Nachnamen entstanden, auch mehrere Personen den gleichen Nachnamen wählten oder verliehen bekamen. „Der Nachname Smith ist ein gutes Beispiel dafür, da er sich aus dem Beruf des Schmieds herleitet und viele Männer ihn daher angenommen haben könnten“, so King. „Das bedeutet dass mit diesem Namen nicht ein sondern viele Typen von Y-Chromosomen verbunden sind. Anders sieht es aber bei selteneren Namen aus. Hier könnte es tatsächlich nur einen Begründer der Linie gegeben haben und alle Männer die heute diesen Namen tragen wären dann seine Nachfahren und könnte in einem großen Familienstammbaum zusammengefasst werden.“

Übereinstimmung bei bis zur Hälfte der namensgleichen Männer

Um ihre These zu prüfen, rekrutierte die Forscherin mehr als 2.500 Männer mit mehr als 500 unterschiedlichen Nachnamen für ihre Studie und verglich deren Y-Chromosomentypen. Zwischen den Träger häufiger Namen ergab sich eine genetische Übereinstimmung bei nur 24 Prozent der Männer, diese stieg auf 50 Prozent der Träger bei selteneren Namen. Um dies weiter zu verfolgen, schaute sich die Wissenschaftlerin 40 Namen und ihre Träger noch einmal genauer an und rekrutierte dafür weitere Probanden.

Hohe Trefferquote bei Attenborough

Sie entdeckte dabei deutliche Unterschiede und konnte auch feststellen, welche Namen auf einen und welche auf mehrere Gründer zurückgingen. Mehr als 70 Prozent der Männer mit Nachnamen wie Attenborough und Swindlehurst teilten die gleichen oder nahezu identische Chromosomentypen, während sich bei Namen wie Revis, Wadsworth und Jefferson mehrere miteinander nicht verwandte Gruppen herauskristallisierten.

„Die Tatsache das es eine starke Verbindung zwischen dem Nachnamen und dem Chromosomentyp gibt, könnte zukünftig auch in der forensischen Wissenschaft von Nutzen sein“, so King. „Denn da es bereits große Datenbanken von Namen und von DNA-Profilen gibt, könnte ein Rückschluss auf den Nachnamen eines Täters über sein Y-Chromosom eines Tages zumindest in vielen Fällen hilfreich sein.“ Ob diese Technik tatsächlich jemals so eingesetzt werden wird, das wird sich allerdings noch zeigen müssen…

(University of Leicester, 09.10.2008 – NPO)

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