Überraschende Bewegungen: Nicht nur wir Menschen, auch Dohlen teilen die Welt offenbar automatisch in belebte und unbelebte Objekte ein. Ein Experiment zeigt: Werden die Rabenvögel mit einem sich scheinbar selbständig bewegenden Stock konfrontiert, reagieren sie irritiert und mit besonderer Vorsicht – denn die Bewegung entspricht nicht ihrer Erwartung. Womöglich hilft diese Unterscheidung zwischen belebt und unbelebt den Tieren dabei, potenzielle Bedrohungen zu erkennen.
Die meisten Dinge in der Natur lassen sich in zwei einfache Kategorien einteilen: Lebewesen, die sich selbständig bewegen, und unbelebte Objekte, die dies nicht tun. Diese Differenzierung nehmen wir Menschen offenbar automatisch vor. So reagieren schon Kleinkinder überrascht, wenn sich ein eigentlich lebloser Gegenstand plötzlich wie von Geisterhand zu bewegen beginnt. Dasselbe ist auch von in Gefangenschaft lebenden Primaten bekannt.
Die Fähigkeit, zwischen belebt und unbelebt zu unterscheiden, könnte bei der Einordnung von Umweltreizen helfen. Doch zu welchem Zweck? „Man geht davon aus, dass sich diese Fähigkeit unter anderem entwickelt hat, um soziale Interaktionen zu fördern. Ihre Bedeutung für wildlebende Tiere ist bisher allerdings noch nie untersucht worden“, sagt Alison Greggor von der University of Cambridge.
Lebhafte Eindringlinge
Um dies zu ändern, haben die Wissenschaftlerin und ihre Kollegen nun Dohlen (Corvus monedula) auf die Probe gestellt: Sehen die Rabenvögel die Welt ähnlich zweigeteilt wie wir? Für ihre Studie beobachteten die Forscher 27 brütende Paare in freier Wildbahn und konfrontierten diese mit ferngesteuerten Modellen: Mal war es eine Schlange, mal ein anderer Vogel und mal ein Stock, der im Nest der werdenden Vogeleltern auftauchte und sich dort bewegte.