Ökologie

Dramatischer Waldschwund bis 2050

WWF prognostiziert Verlust von Waldgebieten der siebenfachen Größe Deutschlands

Kahlschlag für Ölpalmen-Plantagen in einem Tormoorwald auf Borneo © Alain Compost / WWF

Der Erde droht bis 2050 ein Waldverlust von 230 Millionen Hektar, das entspräche einer Fläche von der siebenfachen Größe Deutschlands. Das ist das Ergebnis einer jetzt von der Umweltorganisation WWf vorgelegten Studie. Besonders betroffen sind nach wie vor die tropischen Regenwälder. Dieses weitere Verschwinden der Wälder hätte erhebliche negative Folgen für Klima, Artenvielfalt und die weltweite wirtschaftliche Entwicklung.

Die Vereinten Nationen haben 2011 zum Jahr der Wälder erklärt. Der Grund: Die wertvolle Ressource und der Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten ist akut bedroht. In jeder Minute verschwinden rund um die Welt 35 Fußballfelder wertvoller Wald. Vor allem in den letzten zwanzig Jahren sind große Teile der Regenwälder weltweit zerstört worden. Aktuell sind es rund 13 Millionen Hektar pro Jahr. Besonders betroffen sind dabei nach wie vor die tropischen Regenwälder. Die Situation ist mittlerweile soweit eskaliert, dass es im Jahr 2020 keine Regenwälder mehr geben könnte.

„Wald gehört zu den wichtigsten Naturschätzen der Erde: Bäume bieten die Lebensraum für unzählige Arten. Wälder sorgen für saubere Luft, verhindern Erosionen, verbessern die Bodenqualität und filtern und speichern Trinkwasser. Sie liefern nicht nur die Lebensgrundlage für Mensch und Natur, sondern auch für viele Unternehmen. Deshalb bedroht der rasante Waldschwund auch die Wirtschaft, und deshalb ist das Ziel der Null Netto-Entwaldung nicht allein Aufgabe der Politik“, erklärt Philipp Göltenboth, Leiter des Waldprogramms beim WWF Deutschland.

35 Fußballfelder pro Minute

Derzeit verliert die Erde pro Minute Wald in der Größenordnung von 35 Fußballfeldern. Die jetzt veröffentlichte neue Studie zeigt auf, dass bei unvermindertem Anhalten des Abholzens bis zum Jahr 2050 weitere 230 Millionen Hektar Wald verloren gehen werden. Die Studie ist das erste Kapitel eines breit angelegten WWF-Living Forests Reports, der anlässlich des UN-Jahres der Wälder aufgelegt wird.

Der rasante Waldschwund ist jedoch nicht nur Schuld der waldreichen Schwellen- und Entwicklungsländer, sondern gehen auch auf Konto Deutschlands und anderer Industrieländer: „Wir Deutschen verbrauchen jedes Jahr allein 20 Millionen Tonnen Papier“, so Göltenboth. „Pro Kopf sind das im Durchschnitt 235 Kilo pro Jahr für Küchenrollen, Pappbecher, Werbeprospekte, Druckerpapier und Taschentücher. Damit liegt Deutschland EU-weit an der Spitze.“

Handeln auch in Industrieländern

Der WWF fordert ein gemeinsames Handeln von Wirtschaft und Politik, um bis 2020 die so genannte Netto-Entwaldung sowie die so genannte Walddegradation zu stoppen. Dies bedeutet, monotone,

artenarme Wälder ebenso zu verhindern wie den Verlust kompletter Waldgebiete. Im Gegenzug müsse die nachhaltige Nutzung von Wäldern gefördert werden. Um die Abholzung zurückzufahren, sei es nötig, den weltweiten Konsum einzudämmen und die Verschwendung von Energie und Lebensmitteln zu stoppen. „Die Verantwortlichen des globalen Waldschwunds sind Politik und Wirtschaft. Sie sägen an dem Ast, auf dem wir alle sitzen“, so Göltenboth. Wichtig sei es jetzt, die Verursacher in die Pflicht zu nehmen.

Alternativen sind möglich

Das es durchaus nachhaltige, profitable Alternativen gibt, zeigt die neue Studie ebenfalls: Ein Beispiel ist die vom WWF unterstützte Initiative „Herz von Borneo“. In dem 220.000 Quadratkilometer großen Gebiet stellen Unternehmen auf nachhaltige Waldwirtschaft um, während gleichzeitig die politischen Kriterien für die Nutzung und den Schutz von Land verschärft werden. Parallel entstehen wirtschaftliche und steuerliche Anreize für nachhaltiges Wirtschaften. Die Insel Borneo ist Teil von Indonesien und gehört zu den waldreichsten Regionen der Erde.

(WWF Deutschland, 28.04.2011 – NPO)

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