Museumsexemplare von Waranen der philippinischen Insel Sulawesi haben sich jetzt als gleich zwei neue Waranarten und eine neue Unterart der Großechsen entpuppt. Die Entdeckung zeigt, dass die Artenzahl der auf den Philippinen lebenden Großwarane noch lange nicht komplett erfasst ist und größer sein könnte als bisher angenommen.
Das mehr als 7.000 tropische Inseln umfassende Inselreich der Philippinen ist bekannt für seinen außergewöhnlichen Artenreichtum. Es ist neben Indonesien einer der Biodiversitätshotspots unseres Planeten, ein wahres „Megadiversitätsland“. Dies betrifft nicht nur Korallenfische oder Schmetterlinge und andere kleine Insekten, sondern auch die großen Räuber in dieser Region, die Warane. Erst kürzlich entdeckte eine amerikanisch-philippinische Forschergruppe eine neue, ungewöhnlicherweise Früchte fressende statt räuberische Art dieser Großechsen auf der Hauptinsel Luzon.
Neue Arten standen schon im Museum
Jetzt haben Forscher des Zoologischen Forschungsmuseums Alexander Koenig (ZFMK) in Bonn und der Universität München gleich zwei neue Waranarten und eine neue Unterart von den Philippinen beschrieben. Die drei neuen Warane wurden nach mehrjährigen Studien zahlreicher konservierter Belegexemplare der großen europäischen Naturkundemuseen in Kombination mit Feldstudien vor Ort identifiziert. Die Entdeckung zeigt, dass die Artenzahl der auf den Philippinen lebenden Großwarane immer noch nicht komplett erfasst ist.
„Nach der spektakulären Entdeckung mehrerer neuer Warane auf der indonesischen Insel Sulawesi vor drei Jahren, zeigen unsere jetzigen Ergebnisse erneut, dass auch die Vielfalt der philippinischen Warane bisher stark unterschätzt wurde“ erklärt André Koch vom Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig. In einer früheren Studie über die Systematik und Vielfalt der südostasiatischen Formen des Bindenwarans (Varanus salvator) hatten Forscher bereits gezeigt, dass drei ursprünglich nur als Unterarten bewertete Warane tatsächlich eigene Arten darstellen, da sie durch erhebliche Merkmalsabstände voneinander getrennt sind. Die drei neu entdeckten Vertreter verdoppeln damit die Anzahl der auf diesem Archipel lebenden Formen.
Noch lange nicht alle Wirbeltierarten bekannt
„Es ist erstaunlich, dass diese größten noch lebenden Echsen der Welt so lange vernachlässigt wurden und der Wissenschaft immer wieder bislang unbekannte Arten begegnen“, fügt Professor Wolfgang Böhme, Leiter der herpetologischen Sektion und seit über 20 Jahren mit der Erforschung der Warane befasst, hinzu. „Es zeigt sich, dass auch bei großen Wirbeltieren noch lange nicht alle Arten unseres Planeten erfasst und benannt sind. Insgesamt gibt es viel zu wenige Experten auf der Welt, ihre Ausbildung an den Universitäten ist stark rückläufig, und das Wissen über die globale Artenvielfalt, das auch für die Existenz des Menschen essentiell ist, läuft Gefahr verloren zu gehen.“
(Zoologisches Forschungsinstitut und Museum Alexander Koenig, 18.05.2010 – NPO)