Zoologie

„Dufte Kerle“ betören Bienenweibchen

Prachtbienen: Emsige Parfümsammler haben bessere Chancen bei der Balz

Prachtbienen © Thomas Eltz

Die Männchen der Prachtbienen sind, salopp gesagt, „dufte Kerle“. Sie sammeln Blütendüfte und konservieren die flüchtigen Essenzen in Taschen ihrer Hinterbeine. Warum sie das tun, war bisher unklar. Düsseldorfer Wissenschaftler haben jetzt herausgefunden, dass die metallisch schillernden Bienen die Düfte vermutlich als Sexuallockstoff einsetzen. Durch eine perfekt koordinierte Teamarbeit von Flügeln und Beinen werden die Düfte freigesetzt und an die „Bienenfrau“ gebracht.

Parfümsammelnde Bienen der Gruppe Euglossini sind ein in ganz Mittel- und Südamerika verbreitetes Phänomen mit weitreichenden ökologischen und evolutionären Konsequenzen. Mehr als 700 Orchideenarten – das sind circa zehn Prozent der gesamten amerikanischen Orchideenflora – haben sich das Verhalten der Prachtbienen zu Nutze gemacht und werden ausschließlich und hochspezifisch von diesen bestäubt.

Dazu produzieren die Orchideen artspezifische Düfte, die jeweils eine oder wenige der rund 250 Prachtbienenarten anlocken. Beim Sammeln der Duftstoffe wird den Bienenmännchen dann durch ausgeklügelte Mechanismen der Pollen auf Kopf, Bein oder Rücken geklebt und kann beim nächsten Besuch einer Orchideenblüte zur Bestäubung abgegeben werden.

Trotz der weiten Verbreitung und Auffälligkeit des Phänomens ist noch immer unklar, was die Bienenmännchen mit den akkumulierten Düften anfangen. Es liegt nahe, zu vermuten, dass die Vorlieben der Bienenweibchen hier eine Rolle spielen, doch Belege gibt es dazu bisher nicht.

Chemische Analysen der Dufttaschen

Wissenschaftler der Universität Düsseldorf um Thomas Eltz und Professor Klaus Lunau vom Institut für Neurobiologie haben nun die Duftbiologie von drei mittelamerikanischen Prachtbienenarten untersucht und Erstaunliches festgestellt. Chemische Analysen der Dufttaschen, die in jetzt in der Online-Ausgabe der Zeitschrift „Behavioral Ecology and Sociobiology“ veröffentlicht wurden, zeigten, dass das Duftbouquet individueller Männchen aus bis zu 50 Komponenten besteht und je nach Art unterschiedlich zusammengesetzt ist.

Zur Zusammenstellung dieses Duftgemisches müssen die Männchen viele Wochen an ganz unterschiedlichen Duftquellen sammeln. Verblüffend war vor allem, dass Artgenossen aus ganz verschiedenen Gegenden Panamas und Costa Ricas es trotz unterschiedlicher Duftquellen schafften, beim selben artspezifischen Parfüm anzukommen. Experimente mit Männchen in Flugkäfigen zeigten, dass diese Fähigkeit auf einer Vermeidung bereits gesammelter Bestandteile beruht, wodurch lokale Unterschiede im Angebot kompensiert werden.

Düfte helfen beim Balzen

„Artspezifität ist offensichtlich Programm“, so der Neurobiologe Eltz. Mit Hochgeschwindigkeits-Kameras hat er nun das Balzverhalten der Männchen analysiert und nachgewiesen, dass die Düfte während des Schwebfluges am Balzplatz durch eine komplizierte Beinbewegung freigesetzt und im Luftzug des Flügelschlages verbreitet werden. „Der Aufwand, den die Männchen beim Duftsammeln betreiben, ist enorm, die morphologischen Anpassungen dafür sind extrem. All das deutet darauf hin, dass besonders ‚dufte‘ Männchen stark profitieren, z. B. durch die Anlockung paarungsbereiter Weibchen.“

Dass die männlichen Duftbouquets artspezifisch sind, macht eine Verwendung als Sexuallockstoff noch wahrscheinlicher. „Wenn der Sexuallockstoff so schwierig zu sammeln ist, sind die ‚duften‘ Männchen diejenigen, die diese Schwierigkeiten überwanden und stellen schon aus diesem Grund eine gute Wahl für die Weibchen dar“, meint Lunau.

Mithilfe von neuen Studien und Experimenten wollen die Forscher schon bald diese Theorie beweisen.

(idw – Universität Düsseldorf, 21.09.2005 – DLO)

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