Medizin

Ebola genetisch flexibler als gedacht

Indizien für die Fähigkeit zur genetischen Rekombination

Ebola gehört zu den tödlichsten Infektionskrankheiten weltweit. Jetzt haben französische Forscher festgestellt, dass die Ebola-Viren genetisch flexibler sind als angenommen: Sie entdeckten eine genetisch neue, wahrscheinlich aus einem Genaustausch hervorgegangene Virenlinie. Die jetzt in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ veröffentlichten Erkenntnisse könnten auch für die Entwicklung eines Impfstoffs bedeutende Folgen haben.

Mehr als nur eine genetische Linie?

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Die Zaire-Variante des Ebolavirus (ZEBOV) bleibt die gefährlichste und virulenteste aller bekannten Ebola-Unterarten. Sie allein ist für 88 Prozent der Todesfälle seit der Entdeckung des Virus im Jahr 1976 verantwortlich. Trotz der großen Mengen an epidemischen Daten, die im Laufe der Epidemien gesammelt wurden, entzieht sich dieser Virenstamm jedoch noch immer einer genaueren Kenntnis seiner Entstehung und Evolution.

Nur zwölf Gensequenzen für das Glykoprotein, eine Molekülstruktur, die wie ein Schlüssel das Eindringen in die Wirtszelle ermöglicht, sind bisher bekannt. Zudem scheinen alle bisher isolierten Sequenzen von einer einzigen genetischen Linie aus der Ära der ersten Epidemie von 1976 abzustammen. Bisher nahm man daher an, dass alle nachfolgenden Epidemien letztlich auf diesen Ausbruch zurückgehen. Doch jetzt haben neue Daten diese Hypothese widerlegt.

Bisher unbekannte Fähigkeit zur Rekombination

Wissenschaftler des Institut de Recherche Pour le Développement in Paris analysierten zwischen 2001 und 2006 47 Tierleichen, die in Gabun und der Republik Kongo in freier Wildbahn gefunden worden waren. Darunter auch sechs Gorillas und ein Schimpanse, dessen Körpergewebe gut genug erhalten war, dass die Forscher RNA-Sequenzen nachweisen konnten, die virale Glykoproteine kodierten. Dabei stellt sich heraus, dass die Viren in allen sieben Tieren nicht zu der bisher bekannten genetischen Stammlinie des Zaire-Ebola gehörten, sondern zu einer bisher unbekannten. Diese, nun als Linie B bezeichnete Variante wich in zwei bis drei Prozent der Sequenzen von der alten Linie ab.

Weitergehende Analysen enthüllten, dass die letzten großen Ebola-Ausbrüche im November 2003 im kongolesischen Mandza und im Mai 2005 in Etoumbi nicht wie bisher vermutet auf die genetische Linie A zurückgehen, sondern auf die neu entdeckte Linie B. Nach Ansicht der Forscher deutet dies darauf hin, dass es vermutlich noch einige wilde, weniger pathogene Stämme von Ebola gibt, die genetisches Material durch Rekombinationsprozesse mit den virulenteren Stämmen austauschen können. Diese Fähigkeit zur Rekombination ist für positive RNA-Viren wie HIV bereits gut bekannt, für negative RNA-Viren wie Ebola, Marburg und andere Filoviren galt dies jedoch als sehr selten.

Gefahr bei Impfung mit abgeschwächtem Erreger?

Diese Erkenntnis hat große Bedeutung für die Entwicklung eines Impfstoffs gegen diese gefährlichen Erreger. Meist werden dazu abgeschwächte Virenstämme als Impfstoff genutzt, um das Immunsystem fit gegen den gefährlichen Virus zu machen. Doch angesichts der Fähigkeit zur Rekombination besteht die Gefahr, dass beispielsweise die abgeschwächten Impfviren Hybriden mit den Wildstämmen von Ebola bilden könnten. Aus dieser Verschmelzung könnten dann neue, gefährliche Virenstämme hervorgehen, gegen die die Impfung dann nicht mehr wirkt.

Die Wissenschaftler wollen nun die Prozesse der Rekombination bei Ebola noch genauer untersuchen und unter anderem den genauen Genort identifizieren, an dem genetisches Material zwischen den beiden nun bekannten genetischen Linien A und B ausgetauscht worden ist.

(Institut de Recherche Pour le Développement, 14.11.2007 – NPO)

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