Überraschendes Ergebnis: Der berüchtigte Echokammer-Effekt der sozialen Netzwerke wirkt womöglich weniger stark als gedacht. Denn ein Experiment zeigt: Selbst der Austausch innerhalb einer politisch homogenen Gruppe kann dazu führen, dass Einzelpersonen ihre Meinung sinnvoll korrigieren und die Polarisierung nachlässt anstatt sich zu verstärken. Auch in Echokammern greifen demnach die Vorteile der Schwarmintelligenz, wie die Forscher berichten – zumindest unter bestimmten Bedingungen.
Soziale Netzwerke wie Facebook verändern nicht nur unsere Kommunikation, sie beeinflussen auch unsere Weltsicht. Denn: Die ausgeklügelten Algorithmen der Netze zeigen jene Posts und Nachrichten zuerst, die unseren Vorlieben entsprechen – und verstärken damit unsere bestehenden Meinungen. Dieser Effekt der Filterblase oder Echokammer wirkt so einer objektiven Information entgegen und sorgt dafür, dass sich Gerüchte und Fake-News schnell verbreiten.
Auf diese Weise tragen Facebook, Twitter und Co der gängigen Annahme nach zur politischen Polarisierung bei. „Der soziale Einfluss innerhalb eines politisch homogenen Netzwerks führt dazu, dass sich bestehende Vorurteile verstärken und die Gruppe in ihren Ansichten immer extremer wird“, erklärt Joshua Becker von der University of Pennsylvania in Philadelphia.
Demokraten und Republikaner
So zumindest die Theorie – doch sind Filterblasen wirklich so schlecht wie ihr Ruf? Um dies herauszufinden, haben Becker und seine Kollegen nun ein Experiment mit 2.240 Probanden unterschiedlicher politischer Gesinnung durchgeführt. Die US-amerikanischen Studienteilnehmer standen entweder den Republikanern oder den Demokraten nahe und sollten im Test eine Reihe von auf Fakten bezogene Fragen beantworten.