Warmes Blut im kalten Wasser: Der Gotteslachs ist unter den Fischen eine sensationelle Ausnahme. Er erwärmt sein Blut, ähnlich wie es Vögel und Säugetiere tun, haben US-Forscher herausgefunden. Seine Körpertemperatur liegt dadurch bis zu fünf Grad höher als die des Wassers. In seinem kalten Lebensraum macht ihn diese Anpassung zu einem besonders flinken Räuber, schreiben die Forscher im Magazin „Science“.
„Kalt wie ein Fisch“ – die Wassertiere sind geradezu sprichwörtlich für ihre Kaltblütigkeit bekannt. Zusammen mit Amphibien und Reptilien gehören sie zu den wechselwarmen Tieren. Deren Körpertemperatur entspricht normalerweise den Umgebungswerten. Damit sparen sie die nötige Energie und damit auch Futter, um so wie Säugetiere und Vögel eigene Körperwärme zu produzieren. Allerdings bekommen sie bei kaltem Wetter, in der Nacht oder gar im Winter Schwierigkeiten: Sie werden langsam und träge, oder verfallen sogar vollständig in Kältestarre.
Deutlich warmblütiger als Thunfische
Es war bereits bekannt, dass es unter den Fischen Vertreter gibt, die nicht komplett wechselwarm sind: Thunfische und Schwertfische werden als „partiell endotherm bezeichnet“. Sie erzeugen durch die Aktivität ihrer großen Muskelmasse Wärme, die bestimmte Bereiche ihres Körpers auf höhere Temperaturen als die des Wassers bringen. Der Gotteslachs geht mit seinem Konzept deutlich über diese teilweise Warmblütigkeit hinaus, berichten die Forscher um Nicholas Wegner vom NOAA Fisheries‘ Southwest Fisheries Science Center in La Jolla.
Die bis zu 1,80 Meter langen ovalen Fische kommen in vielen kühleren Meeresregionen der Erde vor – gelegentlich auch in der Nordsee. Als Einzelgänger jagen sie dort im freien Tiefenwasser Kalmare und Fische. Sie sind als Beifang geschätzt, da ihr fetthaltiges, rotes Fleisch sehr schmackhaft ist. Auf die besonderen Eigenschaften der Gotteslachse wurden Wegner und Kollegen aufmerksam, als sie Proben von Kiemengewebe eines gefangenen Tieres untersuchten.