Ob ein Kind auf natürliche Weise oder per künstlicher Befruchtung gezeugt wurde, kann sich auf seine Größe im Mutterleib und bei der Geburt auswirken. Embryonen, die vor dem Einpflanzen in die Gebärmutter eingefroren waren, werden signifikant häufiger zu groß und zu schwer für ihr Alter. Das belegen zwei voneinander unabhängige Studien dänischer und französischer Forscher an mehreren tausend Schwangeren.
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Beide Gruppen vermuten, dass der Hormonzyklus der Mutter für die Unterschiede eine Rolle spielt, die dänischen Wissenschaftler gehen zusätzlich von einer direkten Beeinflussung des Embryonen durch das Einfrieren aus: „Die Kryokonservierung der Embryonen kann zum ‚Large Offspring Syndrom‘ führen. Erklärt werden kann dies durch Veränderungen der Genaktivität, die in den sehr frühen Embryonalstadien durch das Einfrieren und Tauen entstehen“, sagt Anja Pinborg vom Rigshospital der Universität Kopenhagen. Das Risiko, ein extrem schweres Kind zu gebären, sei bei Kryo-Embryonen 1,6-fach höher als bei frischen und 1,5-fach höher gegenüber der natürlichen Empfängnis.
Keine gesundheitlichen Benachteiligungen
Wenngleich so große und schwere Kinder oft per Kaiserschnitt geboren werden müssen, gesundheitlich benachteiligt sind sie offenbar nicht: „Die Einpflanzung gefrorener Embryonen scheint die Gesundheit nach der Geburt nicht negativ zu beeinflussen“, sagt Sylvie Epelboin, Leiterin des französischen Forscherteams, die ihre Ergebnisse während der Jahrestagung der European Society of Human Reproduction and Embryology (ESHRE) vorstellt.
Künstliche Befruchtung als Chance
Seitdem im Jahr 1978 mit Louise Brown erstmals ein Kind durch künstliche Befruchtung gezeugt wurde, verdanken Millionen Eltern weltweit der In-vitro-Fertilisation ihren Nachwuchs. Dabei werden in der Regel Spermien und Eizelle außerhalb des Mutterleibs zusammengebracht. Erst die befruchtete Eizelle wird in die Gebärmutter eingepflanzt.
Um den Erfolg sicherzustellen, wird die künstliche Befruchtung meist an mehreren Eizellen gleichzeitig durchgeführt, eingepflanzt werden in der Regel jedoch nur zwei. Die übrig bleibenden Embryonen werden abgetötet oder in flüssigem Stickstoff bei minus 196 Grad Celsius für eine weitere Behandlung eingefroren. In Deutschland ist dieses Konservieren „auf Vorrat“ allerdings nur eingeschränkt erlaubt.
Hormone der Mutter oder Genaktivität beim Kind?
In der ersten Studie verglichen Forscher vom Bichat-Claude Bernard Hospital in Paris den Zustand und die Sterblichkeit von über 16.000 Neugeborenen aus gefrorenen oder frischen Embryonen. Es zeigte sich, dass die Kinder aus eingefrorenen Zellen durchschnittlich 102 Gramm mehr wogen und größer waren. „Wir sind nicht sicher, warum die Kryo-Babys schwerer und größer sind. Wir vermuten aber, dass es etwas mit der hormonellen Überstimulation während der Zyklen bei den frischen Embryonen zu tun hat“, sagt Epelboin.
Die Studie dänischer Forscher, die rund 15.000 Embryonen während ihrer Entwicklung im Mutterleib untersuchte, kommt zu ähnlichen Ergebnissen: Die Kryo-Embryonen waren rund sechs Prozent häufiger „zu groß für ihr Alter“. „Zukünftige Studien sollten sich die genauen epigenetischen Veränderungen anschauen, die für das ‚Large Offspring Syndrom‘ verantwortlich sind. Studien an Tieren geben Hinweise darauf, dass die Aktivität bestimmter für die Entwicklung wichtiger Gene verändert ist“, sagt Pinborg. Inwieweit dies auch beim menschlichen Nachwuchs der Fall sein könnte, müsse nun geklärt werden. (ESHRE 2011)
(ESHRE 2011 / Universität Kopenhagen / Bichat-Claude Bernard Hospital, 06.07.2011 – NPO)