Der Asiatische Marienkäfer sieht eigentlich ganz harmlos aus. Doch er kämpft mit harten Bandagen. Seitdem er vor gut zehn Jahren nach Europa eingeführt wurde, breitet er sich rasant aus. Der einheimische Marienkäfer hat gegen ihn keine Chance. Warum, das haben deutsche Forscher jetzt herausgefunden: Der Neuling nutzt eine raffinierte Biowaffe gegen seine einheimischen Konkurrenten – einen einzelligen Parasiten. Während der Asiatische Käfer gegen diesen gut gewappnet ist, macht er den europäischen Marienkäfern den Garaus, wie die Forscher im Fachmagazin „Science“ berichten.
Der ursprünglich aus Japan und China stammende Asiatische Marienkäfer (Harmonia axyridis) ist ein gefräßiger Schädlingsvernichter: Ein einziges Tier kann mehr als 200 Blattläuse an einem Tag vertilgen. Genau deshalb wurde er Ende des 20. Jahrhunderts zuerst in die USA, dann nach Europa eingeführt. Er sollte dazu beitragen, die Pflanzenschädlinge auf schonende, weil biologische Weise zu dezimieren. Das tut er auch, gleichzeitig aber führt seine Präsenz zu schwerwiegenden Problemen. Denn wo sich der Neuling ausbreitet, verschwindet der einheimische Marienkäfer Coccinella septempunctata.
Erste Beobachtungen hatten gezeigt, dass hier mehr als nur Nahrungskonkurrenz im Spiel ist. Wenn die Käfer den Eiern oder Larven eines Artgenossen oder der jeweils anderen Art begegnen, werden auch diese dankend als Zwischenmahlzeit verzehrt. Und genau hier spielt der Asiatische Marienkäfer einen Trumpf aus: Frisst ein einheimischer Käfer seine Eier und Larven, stirbt er kurz darauf. Für den Neuling selbst aber sind sowohl eigenen Eier und Larven als auch die seines einheimischen Verwandten vollkommen ungefährlich. War hier ein raffiniertes Gift am Werk? Um das zu klären, untersuchten Andreas Vilcinskas von der Universität Gießen und seine Kollegen zunächst die Hämolymphe des Käfers – gewissermaßen sein Blut.

Gift im Käferblut?
Tatsächlich wurden sie fündig: „Im Gegensatz zu einheimischen Arten enthält die Hämolymphe von Harmonia eine Substanz, die stark antibakteriell wirkt“, erklären die Forscher. Ihre Vermutung: Diese von ihnen Harmonin getaufte Chemikalie könnte den Käfer besonders gut vor Angriffen durch Krankheitserreger schützen, die seinem Immunsystem wegen der neuen Umgebung noch unbekannt sind. Gleichzeitig aber könnte diese Substanz als chemische Waffe gegen einheimische Konkurrenten wirken – in dem sie diese schlicht vergiftet.