Biologie

Einsame Menschen schlafen unruhiger

Fehlender Gruppenrückhalt erzeugt Gefühl der unbewussten Anspannung

Einsamkeit belastet uns nicht nur seelisch, sie stört auch unseren Schlaf: US-amerikanische Forscher haben festgestellt, dass sozial isolierte Menschen unruhiger schlafen als Menschen, die sich in eine Gemeinschaft integriert fühlen. „Die Einsamkeit scheint dabei nicht die Gesamtzeit des Schlafens zu verkürzen, stattdessen wachen die Betroffenen nachts häufiger auf“, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin „Sleep“.

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Nach Ansicht der Forscher ist der Einfluss der Einsamkeit auf die Schlafqualität aus evolutionärer Sicht gut erklärbar: „Der Mensch musste sich früher auf ein sicheres soziales Umfeld verlassen können, um zu überleben“, sagen sie. Nur im Schutz der Gruppe konnten unsere Vorfahren schlafen, ohne beispielsweise Angst vor wilden Tieren haben zu müssen.

Höhere Wachsamkeit und Gefühl der Unsicherheit

Wenn aber dieses Gefühl der sozialen Sicherheit fehle, führe dies instinktiv zu höherer Wachsamkeit und einem Gefühl der Unsicherheit. „Dieses manifestiert sich dann in Anspannung und einem unruhigen Schlaf“, schreiben die Wissenschaftler.

Belege für den Zusammenhang von Schlafstörungen und Einsamkeit fanden die Forscher, als sie das soziale Umfeld, die psychische Verfassung und die Schlafqualität von Bewohnern einer sehr traditionell geprägten ländlichen Gemeinschaft untersuchten. In einer vorhergehenden Studie habe man Ähnliches aber auch bei einer Gruppe von Universitätsstudenten festgestellt, sagen die Forscher.

„Ob man ein junger Student an einer großen Universität oder ein älterer Erwachsener in einer ländlichen Kommune ist: Wir alle brauchen offenbar das Gefühl sozialer Sicherheit, um gut zu schlafen“, sagt Erstautorin Lianne Kurina von der University of Chicago.

Religiöse Gemeinschaft als Testobjekt

Für ihre Studie untersuchten Kurina und ihre Kollegen 95 Bewohner einer dörflichen Gemeinschaft der Hutterer in South Dakota. Diese religiöse Gruppierung folgt einer sehr traditionellen und gemeinschaftlichen Lebensweise: „Die Hutterer teilen allen Besitz, arbeiten gemeinsam und essen die gleichen Speisen. Das Rauchen ist verboten“, berichten die Forscher.

Diese Gruppe sei daher in vielen sozioökonomischen Faktoren sehr einheitlich. Das mache es leichter, andere, ebenfalls den Schlaf störende Einflüsse auszuschließen. Außerdem stelle sie einen starken Gegensatz zur zuvor untersuchten, sehr uneinheitlichen Studentengruppe dar. Bei den Studenten habe man noch nicht ausschließen können, dass nicht auch andere Faktoren wie die Lebensweise oder ein anderer Tagesrhythmus die Ursache der Schlafunterschiede seien, sagen die Forscher. Die Studie an den Hutterern zeige aber, dass es tatsächlich die Einsamkeit sie, die den Schlaf beeinflusse.

Über Befragungen und psychologische Tests ermittelten die Wissenschaftler, wie sozial eingebunden oder einsam sich die Versuchspersonen fühlten. Alle Teilnehmer trugen eine Woche lang ein Messarmband, das verschiedene medizinische Daten registrierte und die Bewegungen im Schlaf aufzeichnete.

Schlafstörende Wirkung nicht nur bei extremer Einsamkeit

Der bei den Messungen festgestellte klare Zusammenhang zwischen Einsamkeit und unruhigem Schlaf sei bei dieser Gruppe besonders bemerkenswert, sagen die Forscher. Denn er zeige, dass nicht nur extreme soziale Isolation den Schlaf beeinflusse. Stattdessen habe selbst das vergleichsweise schwache Gefühl der Einsamkeit in der engen Gemeinschaft der Hutterer schon diesen Effekt.

Nach Ansicht der Forscher tragen diese Ergebnisse dazu bei, besser zu verstehen, wie soziale und psychologische Faktoren unsere Gesundheit beeinflussen. Denn ein gestörter Schlaf wirke auch auf das körperliche Wohlbefinden. So wisse man bereits, dass häufige Schlafunterbrechungen den Zuckerstoffwechsel und die Aktivität des Nervensystems beeinflussen. (Sleep, 2011)

(Sleep / dapd, 03.11.2011 – NPO)

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