Belastete Riesen: Die Eisbären in der Arktis sind noch immer überraschend stark mit Umweltgiften kontaminiert. Wie neue Analysen zeigen, finden sich neben bereits früher nachgewiesenen Substanzen zahllose weitere potenziell schädliche Chemikalien im Körper der Tiere. Besonders erschreckend dabei: Die Konzentration einiger dieser Substanzen ist entgegen der Erwartungen in den vergangenen Jahrzehnten nicht zurückgegangen – sondern sogar angestiegen.
Nahezu überall sind Menschen und Tiere potenziell schädlichen Chemikalien ausgesetzt, die aus der Umwelt in die Nahrungskette gelangen. Selbst inzwischen längst verbotene Substanzen wie das als Umwelthormon wirkende Insektenvernichtungsmittel DDT und die krebserregenden polychlorierten Biphenyle (PCB) lassen sich noch heute praktisch auf der ganzen Welt nachweisen – sogar im Eis der Arktis finden sich solche sehr langlebigen organischen Schadstoffe.
In die entlegene Polarregion gelangen die Substanzen vor allem über Luft- und Meeresströmungen. Zum besonderen Leidweisen der dort lebenden Eisbären: Schon länger ist bekannt, dass die weißen Giganten sehr stark mit Umweltgiften belastet sind. Denn sie stehen am oberen Ende der Nahrungskette und das bedeutet, dass sich alles, was Fische, Robben und andere Meeresbewohner aufnehmen, letztendlich in ihrem Körper anreichern kann.
Hunderte Chemikalien
Doch wie hat sich die Belastung der Bären in den vergangenen Jahren entwickelt? Steht es inzwischen etwas besser um Ursus maritimus? Dies haben nun Jonathan Martin von der University of Alberta in Edmonton und seine Kollegen am Beispiel von zwei Eisbärpopulationen aus der Hudson Bay und der Beaufortsee im Nordpolarmeer untersucht. Dafür analysierten sie Blutserumproben von Tieren beider Gruppen, die in regelmäßigen Abständen zwischen 1984 und 2014 genommen worden waren.