Die Umweltorganisation WWF hat auf der indonesischen Insel Sumatra zehn wild lebende Elefanten aufgespürt, die vor gut zwei Wochen von den Mitarbeitern der Forstbehörde der Provinz Riau gefangen genommen und in Ketten gelegt wurden. Seither müssen sie ohne ausreichende Versorgung mit Nahrung und Wasser auskommen.
Die Tiere sind Teil einer bis zu 51 Köpfe starken Herde, die seit Wochen die Bevölkerung in Atem hält. Die Dickhäuter hatten auf der Suche nach Futter Plantagen verwüstet und die Menschen in Angst und Schrecken versetzt und sollten eigentlich in Waldgebiete umgesiedelt werden, in denen sie keine Schäden anrichten können.
Unschuldige Opfer der Urwaldzerstörung
Einer der Elefanten, dessen Füße stark angeschwollen waren, musste sogar mit Antibiotika und Vitaminen behandelt werden. Der Forderung von WWF-Mitarbeitern vor Ort, die Ketten zumindest soweit zu lockern, dass die Tiere keine Schmerzen erdulden müssen, kamen die Behörden bislang nicht nach. Nina Griesshammer vom WWF Deutschland: „Die Elefanten sind unschuldige Opfer der rigorosen Urwaldzerstörung und der eskalierenden Konflikte zwischen den dort lebenden Menschen und Tieren.“
Der WWF fürchtet, dass die stark geschwächten Elefanten bei der geplanten Umsiedlung wegen körperlicher und seelischer Strapazen sterben könnten. Stattdessen sollten sie in ihr ursprüngliches „Zuhause“, den Libo-Wald, zurückgetrieben werden. Dort wütet jedoch die Holz-, Papier- und Palmölindustrie. „Die Holzfäller müssen schnellstmöglich raus aus dem Wald, damit die Elefanten wieder den Anschluss an ihre Herde finden können“, fordert Griesshammer.
Bereits Anfang März waren auf einer Plantage in Riau sechs Elefanten vergiftet aufgefunden worden. Offensichtlich hatte jemand versucht, sich die „Störenfriede“ vom Leib zu halten. Weil die Industrie für Holz, Papier und Palmöl den einst flächendeckenden Urwald zu wenigen Wald-Inseln degradierte und den Dschungelbewohnern so ihren Lebensraum raubt, dringen die vom Aussterben bedrohten Sumatra-Elefanten zunehmend in Dörfer und Felder vor. Nach Angaben des WWF ist die Zahl der Elefanten in der Provinz Riau in den letzten sieben Jahren um die Hälfte auf nur noch etwa 350 Tiere gesunken.
Schutzpatrouillen für Elefanten
„Aus Angst vor den hungrigen Elefanten wird Pestizid versprüht und Gift ausgelegt. Dabei sind nicht die Elefanten die Eindringlinge, sondern der Mensch stößt in Gestalt von Holz- und Palmölindustrie in die Urwälder vor und macht den Tieren ihren Platz streitig“, erläutert Griesshammer. Der WWF fordert seit langem, die Vernichtung der Regenwälder auf Sumatra zu stoppen.
Um kurzfristig weitere Konflikte zwischen Menschen und Elefanten zu verhindern, empfiehlt der WWF den Einsatz von speziellen Schutzpatrouillen, wie sie bereits seit April 2004 erprobt werden: Im Tesso Nilo Nationalpark gehen einst ebenfalls gefangen genommene Elefanten zusammen mit ausgebildeten Trainern auf Streife. Die wilden Artgenossen werden mit Megaphonen und Schreckschüssen von den Menschen ferngehalten.
(WWF, 28.03.2006 – DLO)