Einen neuartigen Mechanismus, der Entzündungen forciert, haben jetzt Max-Planck-Forscher in einer neuen Studie entdeckt. Die Erkenntnisse könnten die Grundlage für neuartige Medikamente gegen chronisch-entzündliche Krankheiten schaffen, so die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „The Journal of Clinical Investigation“.
Die größte Gruppe weißer Blutkörperchen im menschlichen Blut bilden die so genannten neutrophilen Granulozyten. In jeder Minute verlassen mehrere Millionen dieser Zellen das Knochenmark, in dem sie gebildet werden, und patrouillieren durch die Blutbahn auf der Suche nach eingedrungenen Krankheitserregern. Jedoch können sie auch in Abwesenheit von Infektionen zur Entstehung von chronischen Entzündungskrankheiten wie beispielsweise Allergien und rheumatoider Arthritis beitragen. Viele dieser Krankheiten basieren auf der Entstehung von Strukturen aus Antigen und Antikörper, so genannten Immunkomplexen.
Membranumhüllte „Körnchen“
Wenn sich Immunkomplexe zum Beispiel in der Haut eines Patienten bilden, kommt es zur Entzündung, indem Neutrophile die Blutbahn in der Nähe des Zielortes verlassen, dort in die Haut einwandern und mittels Rezeptoren auf der Zelloberfläche die Immunkomplexe erkennen. Dies hat zur Folge, dass die Zellen stark aktiviert werden und eine Reihe von entzündungsfördernden Mediatoren wie zum Beispiel Sauerstoffradikale bilden, die schließlich zur massiven Gewebeschädigung führen.
Das Zellinnere der Neutrophilen ist gefüllt mit membranumhüllten „Körnchen“, den so genannten Granula, die ein breites Spektrum an biologischen Abwehrstoffen gegen Mikroorganismen, darunter auch Enzyme, enthalten. Zwei dieser Enzyme, Proteinase 3 (PR3) and Neutrophilen Elastase (NE), gehören zu der Gruppe der Proteasen, die andere Proteine an bestimmten Aminosäuresequenzen in kleinere Fragmente aufspalten können. Diese Spaltungsaktivitäten der beiden eng miteinander verwandten Proteasen leisten bei der Zerstörung von gefährlichen Krankheitserregern einen wichtigen Beitrag. Daher wurden PR3 und NE bisher in erster Linie als antibakterielle Enzyme betrachtet.