Medizin

Enzym macht das Herz schwach

Genetische Ausschaltung schützt im Tierversuch vor chronischer Herzschwäche

Ein Enzym macht das Mäuseherz für die chronische Herzschwäche anfällig: Wird es ausgeschaltet, so bleibt das Herz trotz erhöhter Belastung leistungsfähig. Diesen Schlüsselmechanismus haben Kardiologen im Mausmodell aufgeklärt und damit einen vielversprechenden Ansatz für die gezielte Vorbeugung der chronischen Herzschwäche entdeckt. Sie berichten darüber in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“.

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Dauerhaft erhöhter Blutdruck sowie Engstellen an Herzklappen oder Aorta bedeuten Schwerstarbeit für das Herz. Kompensiert es diese Belastung durch übermäßiges Muskelwachstum wird schließlich die Pumpleistung beeinträchtigt: Herzrhythmusstörungen oder ein Herzversagen können die Folgen sein. Trotz Fortschritte in der medikamentösen Behandlung sterben jedes Jahr rund 95.000 Menschen in Deutschland an den Folgen einer chronischen Herzschwäche.

Kardiologen der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg zusammen mit Wissenschaftlern der University of Texas in Dallas und des Universitätsklinikums Göttingen haben nun wichtige Faktoren dieser Herzschwäche gesucht – und gefunden. In Versuchen an Mäusen identifizierten sie ein Schlüsselmolekül für das Dickenwachstum des Herzmuskels bei Überlastung: das körpereigene Enzym CaMKII delta (Calcium /Calmodulin-abhängige Kinase II delta).

Enzym aktiviert Stressantwort und Dickenwachstum

Die Forscher testeten die Wirkung des Enzyms an gentechnisch veränderten Mäusen, die dieses Enzym nicht mehr bilden konnten. Indem sie die große Schlagader operativ einengten, setzten sie das Herz einer erhöhten Druckbelastung aus und simulierten damit andauernden Bluthochdruck oder Herzklappenverengungen beim Menschen. Das Ergebnis: Die zu erwartende Vergrößerung des Herzens fiel jedoch sehr gering aus, die Tiere waren geschützt.

Enzym erfolgreich ausgeschaltet

„Mit diesen Mäusen ist es uns erstmals gelungen, das Enzym CaMKII delta vollständig auszuschalten und seine Funktion im Einzelnen zu klären“, erklärt Johannes Backs, Leiter einer Nachwuchsgruppe in der Abteilung für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg. CaMKII delta hat einen direkten Einfluss auf die Stressantwort der Zellen. Fehlt es, werden bestimmte Informationen im Erbgut der Zellen nicht abgerufen, die normal bei Stress aktiviert werden und zu Herzmuskelhypertrophie führen.

„Es findet zwar noch ein geringes Dickenwachstum des Herzens statt, dies reicht aber vermutlich nicht aus, um eine Herzschwäche zu verursachen“, sagt Dr. Backs. Unter normalen Bedingungen zeigen die genetisch veränderten Mäuse keine Auffälligkeiten; ihre Herzen funktionieren und reagieren normal.

Die Funktion von CaMKII delta als Vermittler der Stressantwort des Herzens ist ein möglicher Ansatzpunkt für effektive Therapien: Die Heidelberger Wissenschaftler suchen daher bereits Wirkstoffe, die gezielt diese Funktion des Enzyms blockieren und so verhindern, dass die Herzmuskelzellen auf Belastungsstress reagieren. Andere Funktionen von CaMKII delta sollen dadurch nicht beeinträchtigt werden, was schädlichen Nebenwirkungen vorbeugen kann.

(Universitätsklinikum Heidelberg, 12.02.2009 – NPO)

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