Eine echte Rarität: Dieses kleine, weißlich-gelbe Schildkrötenbaby ist der erste jemals bei Riesenschildkröten entdeckte Albino – weltweit wurde zuvor noch nie ein solches „farbloses“ Jungtier beobachtet. Dem im Mai in einem Zoo im schweizerischen Servion geborenen Jungtier fehlt das Pigment Melanin, das normalerweise für dunkle Haut und Augen sorgt. Sein Geschwisterchen und seine Eltern sind hingegen normal dunkel gefärbt.
Ob bei Walen, Eichhörnchen, Affen oder dem Menschen: Albinos kommen in vielen Tierarten vor. Ursache dieses Pigmentmangels sind verschiedenen Genmutationen, die die Produktion des braun-schwarzen Pigments Melanin stören. Als Folge haben Albinos ein weißes Fell oder hellblonde Haare, eine helle Haut und helle Augen. Je nach Lichteinfall und Spezies können die Augen auch rot erscheinen, weil das Blut durch die fast pigmentlose Iris schimmert.
Normalerweise ist Albinismus jedoch selten, weil die verursachenden Genvarianten rezessiv vererbt werden: Der Pigmentmangel prägt sich nur dann aus, wenn das Individuum von beiden Elternteilen eine entsprechende Mutation geerbt hat. Beim Menschen kommt dies etwa einmal unter 20.000 Personen vor. Noch seltener jedoch ist dies bei Schildkröten: Nur eines von 100.000 Tieren wird bei ihnen als Albino geboren.
Weißgelbes Schildkrötenbaby ist erster Albino seiner Art
Umso spektakulärer ist nun die Geburt eines Albinos bei einer Galapagos-Riesenschildkröte (Chelonoidis nigra). Im Tropiquarium, einem Zoo im schweizerischen Servion, schlüpfte das nur 50 Gramm leichte Jungtier am ersten Mai aus dem Ei. Statt der normalerweise bräunlich-dunklen Färbung dieser Art sind Haut und Panzer des Albino-Schildkrötenbabys gelblich-weiß. Seine Augen erscheinen rötlich.
Von der Geburt dieses ungewöhnlichen Jungtiers war selbst der Zoo überrascht: „Wir waren sehr erstaunt, inmitten unserer Baby-Riesenschildkröten einen kleinen Albino zu sehen“, schreibt das Tropiquarium in einer Mitteilung. „Dieses Phänomen wurde weltweit noch nie zuvor beobachtet – weder in einem Wildpark oder Zoo noch in freier Wildbahn.“ Die Geburt der Jungschildkröte ist das Resultat eines Zuchtprogramms, mit dem die vom Aussterben bedrohten Galapagos-Riesenschildkröten erhalten werden sollen.
Wenig Überlebenschancen in freier Wildbahn
Schon die Geburt normalgefärbter Jungtiere dieser bedrohten Riesenschildkröten seien selten, erklären die Biologen. Aber der Schlupf eines Albinos sei außergewöhnlich. Die kleine Albino-Schildröte und ihr kurz nach ihr geschlüpftes, normale dunkles Geschwisterchen wurden von den Tierpflegern zunächst einen Monat lang per Hand aufgezogen und gefüttert, bevor sie nun Anfang Juni zu ihrer Mutter gesetzt wurden.
Ob Albino-Jungschildkröten in freier Wildbahn überhaupt überleben können, ist offen – und unwahrscheinlich. Denn durch die fehlende Tarnfarbe sind sie für Fressfeinde wie Raubvögel leicht zu erkennen. Hinzu kommt, dass die Haut der Tiere durch den Pigmentmangel anfälliger für Sonnenbrand und Hautkrebs ist. Ähnlich wie bei menschlichen Albinos können die auslösenden Genmutationen zudem Sehschwäche und Schwerhörigkeit verursachen.
All dies verringert die Überlebenschancen von Albino-Riesenschildkröten – und könnte erklären, warum zuvor noch nie ein solche Exemplar entdeckt worden ist. Auch mit Pigmenten sind die Galapagos-Riesenschildkröten akut bedroht, einige Unterarten sind bereits ausgestorben. Ein berühmtes Beispiel ist die Unterart Chelonoidis nigra abingdoni, deren letzter Vertreter, Lonesome George, 2012 starb.
Quelle: Tropiquarium Servion