Extremer Lebensraum: Paläontologen haben in Australien erstmals fossile Federn von Dinosauriern entdeckt, die einst in polarer Kälte lebten. Diese Dinosaurier lebten vor 118 Millionen Jahren und damit zu einer Zeit, als Teile des Kontinents noch innerhalb des Südpolarkreises lagen. Die Federfossilien belegen nun, dass sich die dort lebenden Urzeitechsen mit einem dichten Gefieder gegen die Kälte schützten. Sie werfen damit ein neues Licht auf die Anpassung der Dinosaurier an polare Lebensräume.
Vor mehr als 100 Millionen Jahren war Australien noch eine Polarregion. Der heutige Südosten des Kontinents lag damals weit innerhalb des südlichen Polarkreises. Das Klima war von vergleichsweise niedrigen Durchschnittstemperaturen geprägt und im Winter herrschte ein bis zwei Monate lang Polarnacht. Auf den ersten Blick scheint diese Umgebung kein typischer Lebensraum für Dinosaurier zu sein. Fossilfunde belegen jedoch, dass in diesem ungewöhnlichen kreidezeitlichen Habitat tatsächlich Urzeitechsen siedelten.
Polarbewohner mit Federn
Wie sich nun zeigt, trugen einige dieser Polarbewohner offenbar ein Federkleid. Forscher um Martin Kundrat von der Pavol-Jozef-Safarik-Universität im slowakischen Kosice haben im Landschaftsschutzgebiet Koonwarra südöstlich von Melbourne zehn fossile Federn geborgen. Die 118 Millionen Jahre alten Funde lassen sich frühen Vögeln, aber auch fleischfressenden Dinosauriern aus der Gruppe der Theropoden zuordnen.
Das Besondere: Sterbliche Überreste gefiederter Dinosaurier waren aus urzeitlichen Polarregionen bisher nicht bekannt. „Zwar wurden in hohen Breitengraden bereits Dino-Skelette und sogar die fragilen Knochen von Vögeln entdeckt. Bis dato gab es jedoch keine Funde, die belegen, dass Dinosaurier Federn nutzten, um in extremen polaren Habitaten zu überleben“, erklärt Mitautor Benjamin Kear von der Universität Uppsala. „Diese Fossilien sind hoch signifikant, weil sie von Dinosauriern und Vögeln stammen, die in einer teils sehr kalten und dunklen Umgebung lebten.“
Flauschige Isolierung
Mithilfe mikroskopischer und spektroskopischer Analysen untersuchten die Wissenschaftler den Aufbau der Federn genauer. Dabei zeigte sich: Einige der Vogelfedern glichen schon erstaunlich den Schwingen heutiger Vögel und wurden von ihren Trägern aller Wahrscheinlichkeit nach zum Fliegen genutzt. Viele der gefundenen Dinosaurier besaßen dagegen primitivere Federvarianten. Diese Protofedern ähnelten Haaren und Daunen. „Solche Federn dienten der Isolierung“, sagt Kundrat. „Die Entdeckung von Protofedern in Koonwarra legt damit nahe, dass ein flauschiges Federkleid den Dinosauriern dabei half, sich warm zu halten.“
Ein weiterer spannender Befund: Bei vielen Federn fanden Kundrat und seine Kollegen Hinweise auf Melanosome – zelluläre Strukturen, die Farbpigmente enthalten. Die Verteilung dieser Strukturen legt nahe, dass manche der Polardinos ein gemustertes Federkleid trugen. Die meisten von ihnen waren allerdings wohl einheitlich gefärbt. Die dicht gepackten fossilen Melanosome deuten bei diesen Sauriern auf eine dunkle Färbung hin, wie die Forscher berichten.
Dunkle Färbung hielt warm
Ihr dunkles Federkleid könnte den Polardinos bei der Tarnung geholfen haben oder eine Rolle bei der Kommunikation gespielt haben. Denkbar ist jedoch auch, dass diese Färbung ebenfalls eine Anpassung an die Kälte darstellte. Denn dunkle Farben nehmen mehr Wärme auf, wie das Wissenschaftlerteam erklärt. Auch heute sind viele in kalten Regionen lebende Vögel dunkel gefärbt.
Die erste genaue Analyse der Feder-Fossilien von Koonwarra wirft ein neues Licht auf die Dinosaurier aus den Polarregionen der frühen Kreidezeit. Wie die Wissenschaftler berichten, sind fossile Federn von dem Fundort zwar schon seit den 1960er Jahren bekannt. „Sie galten jedoch als Nachweis für Urzeit-Vögel und haben ansonsten kaum wissenschaftliche Aufmerksamkeit erhalten. Unsere Studie ist die erste, die diese spannenden Relikte genauer untersucht hat“, betont Mitautor Thomas Rich vom Melbourne Museum. (Gondwana Research, 2019; doi: 10.1016/j.gr.2019.10.004)
Quelle: Schwedischer Forschungsrat