Überraschend alte Wurzeln: Die Vorfahren aller großen Tierstämme könnten schon vor mehr als 700 Millionen Jahren entstanden sein. Dies legt eine Rekonstruktion mithilfe der „genetischen Uhr“ nahe. Sollte sich dies bestätigen, dann hätten die Urahnen der heutigen Tiergruppen sogar die Ära des „Schneeball Erde“ überlebt – eine extreme Vereisung des Planeten. Der Genstammbaum spricht zudem dafür, dass die Tiergruppen sich extrem schnell voneinander abspalteten, wie die Forscher im Fachmagazin „Scientific Reports“ berichten
Wann entstanden die ersten mehrzelligen Lebewesen auf der Erde – und damit die Vorfahren aller heutigen Tiere und Pflanzen? Diese Frage ist bisher hoch umstritten, auch weil fossile Belege Mangelware sind. Zahlreiche Funde belegen allerdings, dass schon zu Beginn des Kambriums vor etwa 540 Millionen Jahren die Vorfahren fast aller heutigen Tierstämme existierten – von Krebsen über Spinnentiere bis hin zu den Urahnen der Deuterostomen. Auch wesentliche Körpermerkmale wie das Gehirn, die Muskeln oder das Herz waren schon vorhanden.
Doch diese Organismen des Kambriums besaßen schon so komplexe und vielfältige Baupläne, dass sie keinesfalls die allerersten Mehrzeller gewesen sein können. Die Ursprünge der Tiere müssen demnach deutlich weiter zurückliegen. Tatsächlich haben Forscher bereits deutlich ältere Mehrzeller-Fossilien entdeckt. Doch sie sind teilweise umstritten und zudem extrem rar.
Spurensuche im Genom
Wann der „Startschuss“ für die Evolution der Mehrzeller stattfand, ist daher noch immer unklar. Um mehr Aufschluss darüber zu bekommen, haben nun Martin Dohrmann und Gert Wörheide von der Universität München die molekulare Uhr genutzt, um abzuschätzen, wann die ältesten Tierstämme entstanden.