Skurrile Sexpraktik: Biologen haben erstmals ein Säugetier entdeckt, das sich ohne Penetration paart – die Breitflügelfledermaus. Bei dieser auch bei uns heimischen Art ist das Glied des Männchens viel zu groß für die Vagina des Weibchens, wie Videoaufnahmen enthüllten. Deshalb erfolgt die Spermienübertragung durch bloßen Körperkontakt. Sein Riesenpenis dient dem Fledermaus-Männchen dazu, die verdeckende Schwanzhaut des Weibchens zur Seite zu schieben, wie das Team in „Current Biology“ berichtet.
Bisher ist nur wenig darüber bekannt, wie sich Fledermäuse paaren – ihre nächtliche Lebensweise und gut versteckten Quartiere machen es schwer, sie auf „frischer Tat“ zu ertappen. Bisher ging man aber davon aus, dass sich der Fledermaus-Sex nicht grundsätzlich von dem anderer Säugetiere unterscheidet: Die Paarung durch Penetration gilt bei Säugetieren als die Regel. Zwar gibt es unzählige Varianten dieses Prinzips, bisher waren aber keine Säugetiere bekannt, die sich komplett ohne Penetration fortpflanzen.

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Voyeurismus in der Fledermaus-Behausung
Allerdings: „Das Kopulationsverhalten ist eine der wesentlichen Säulen der sexuellen Selektion, gleichzeitig ist es bei vielen Arten noch rätselhaft“, schreiben Nicolas Fasel von der Universität Lausanne und seine Kollegen. Dies gelte besonders für Fledermäuse. Um mehr darüber zu erfahren, haben die Forschenden die scheuen Flattertiere ausgetrickst: Sie installierten Kameras unter einem Gitter, das den Tieren in ihren Rückzugsquartieren als Halterung dienen sollte.
Dieses „Spionagesystem“ brachten die Biologen in einem von Breitflügelfledermäusen (Eptesicus serotinus) besiedelten Kirchturm in den Niederlanden und in einer Fledermaus-Auffangstation in der Ukraine an. Dies ermöglichte es ihnen, die Paarung dieser Fledermausart erstmals aus neuer Perspektive und von unten zu filmen. Insgesamt gelang es Fasel und seinem Team so, 97 Kopulationen aus der Nähe zu beobachten.