Kleiner Dämpfer: Nach einem Rekordtief im Jahr 2014 haben die EU-Staaten 2015 wieder mehr klimaschädliche Treibhausgase ausgestoßen. Laut einem Bericht der Europäischen Umweltbehörde stieg der Ausstoß um rund 0,7 Prozent. Damit ist die EU nach Einschätzung der Experten trotzdem noch auf dem besten Weg, ihre Klimaschutzziele für 2020 zu erreichen. Langfristig bedürfe es aber weiterer Maßnahmen.
Während in Marokko derzeit die konkrete Umsetzung des auf dem Weltklimagipfel von Paris beschlossenen Klimaabkommens in die Wege geleitet wird, hat die Europäische Umweltbehörde (EEA) neue Zahlen zu den Treibhausgasemissionen der EU-Staaten veröffentlicht. Ihr aktueller Bericht fällt weniger erfreulich aus als im vergangenen Jahr.
Den vorläufigen Schätzungen der Experten zufolge haben die Mitgliedsländer 2015 mehr klimaschädliche Treibhausgase ausgestoßen als noch im Jahr zuvor. Konkret stieg der Ausstoß um etwa 0,7 Prozent. Vor allem im Transportsektor haben die Emissionen demnach weiter zugenommen. Emissionen von Industrien, die der europäische Emissionshandel umfasst, sind im vergangenen Jahr hingegen gesunken. Dazu gehören zum Beispiel die Emissionen von Kraftwerken, der Eisen- und Stahlindustrie sowie der Papierproduktion.
Entwicklung dennoch im Rahmen
2014 hatte die EEA noch ein Rekordtief bei den Emissionen vermelden können. Auch dank des warmen Winters registrierte sie eine außergewöhnliche Reduktion von vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Doch angesichts der neuen Zahlen zieht die Behörde ebenfalls eine positive Bilanz: „Trotz des kleinen Emissionsanstiegs 2015 ist die Europäische Union für das Erreichen ihrer Klimaziele für 2020 weiter voll auf Kurs – eine gute Grundlage für die Implementierung des Pariser Abkommens, das gerade erst in Kraft getreten ist“, sagt EEA-Direktor Hans Bruyninckx.
Der Grund für den Optimismus: Im Rahmen des Klima- und Energiepakts 2020 und des Kyoto-Protokolls hat sich die EU zum Ziel gesetzt, bis 2020 den Ausstoß von Treibhausgasen im Vergleich zum Jahr 1990 um 20 Prozent zu senken. Dieses Ziel ist bereits erreicht: Seit 1990 haben die Mitgliedsländer ihre Emissionen aktuell schon um 22 Prozent gesenkt.
Langzeit-Ziele könnten verfehlt werden
Allerdings: Einzeln betrachtet werden es nicht alle Staaten schaffen, ihre nationalen Klimaschutzpläne bis 2020 zu erreichen. Fünf der 23 Mitgliedsländer müssten zusätzliche Maßnahmen ergreifen, um die Treibhausgasemissionen entsprechend zu reduzieren, so die Experten: Österreich, Belgien, Dänemark, Irland und Luxemburg.
Und nach 2020? Den Prognosen der EEA zufolge werden die Emissionen zwar weiter fallen – jedoch deutlich langsamer als angestrebt. Mit bisher verabschiedeten Maßnahmen werde bis 2030 nur eine Reduktion zwischen 26 und 29 Prozent im Vergleich zu 1990 erreicht werden können, heißt es in dem Bericht. Damit würde das EU-weite Ziel einer Ausstoßminimierung von 40 Prozent deutlich verfehlt werden.
Weitere Maßnahmen nötig
„Um die ehrgeizigen Langzeit-Ziele zu erreichen, bedarf es weitreichenderer Veränderungen und den konsequenten Wandel hin zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft“, sagt Bruyninckx. Die Dekarbonisierung könne nur im Kontext einer Umgestaltung sämtlicher sozio-technischer Systeme – von Energie, über Ernährung, bis hin zu Mobilität – gelingen. Klimaschutzmaßnahmen bräuchten Zeit, um sich auszuwirken – langfristig angelegtes Handeln dürfe deshalb nicht hinausgezögert werden, schließen die Experten.
(European Environment Agency, 10.11.2016 – DAL)