Vergiftet: Orcas und Delfine in Europas Meeren sind so stark mit dem Umweltgift PCB belastet wie nirgendwo sonst. Die Schadstoff-Werte im Fettgewebe der Meeressäuger liegen weit über den als giftig geltenden Konzentrationen, wie Forscher berichten. Das Erschreckende daran: Obwohl PCBs seit 15 Jahren weltweit verboten sind, gelangen sie in Europa noch immer in großen Mengen in die Meere – wahrscheinlich durch unsachgemäße Entsorgung kontaminierter Altlasten.
Polychlorierte Biphenyle (PCB) sind organische Chlorverbindungen, die zum „Dreckigen Dutzend“ der hochgiftigen und krebserregenden Umweltgifte gehören. Sie wurden 2001 weltweit verboten und schon seit den 1980er Jahren in Europa kaum mehr eingesetzt. Weil diese Chlorverbindungen jedoch kaum abbaubar sind und sich in der Nahrungskette anreichern, lassen sich bis heute PCB im Eis der Arktis, in Meeressäugern, in Böden und auch im Blut und der Muttermilch des Menschen nachweisen.
Keine Entwarnung für Europa
Bisher ging man jedoch davon aus, dass die PCB-Belastung wegen des Verbots allmählich abnimmt. Tatsächlich sind die Giftwerte bei Orcas und Delfinen an den Küsten Nordamerikas bereits gesunken. Doch nun enthüllen Paul Jepson von der Zoological Society of London und seine Kollegen Bedenkliches für die Gewässer Europas: Hier liegen wahre Hotspots der PCB-Belastung.
Für ihre Studie hatten die Forscher Fettgewebe-Proben von mehr als 1.000 Meeressäugern analysiert, die in ganz Europa entweder gestrandet oder im Rahmen anderer Studien untersucht worden waren. Zu den erfassten Arten gehörten neben Orcas und Schweinswalen auch Große Tümmler und Streifendelfine.