Evolution

Evolution der Anglerfische aufgeklärt

Ursprünge lassen sich bis in die Kreidezeit zurückverfolgen

Anglerfisch
Von Tiefsee-Anglerfischen gibt es überraschend viele Arten. © Miya et al./ BMC Ecology and Evolution /CC-by 2.0

Schrecken der Tiefsee: Biologen haben herausgefunden, wie und wann die ersten Anglerfische entstanden sein müssen. Der Ursprung der ihnen übergeordneten Armflosser lässt sich demnach bis in die Kreidezeit zurückverfolgen. Die Tiefsee-Anglerfische gibt es mindestens seit der Zeit vor 34 Millionen Jahren. Ihr Vorfahr lebte außerdem noch komplett anders als heutige Exemplare. Doch es gibt eine große Ungereimtheit.

Anglerfische (Ceratioidei) gehören zu den Ikonen der Tiefsee. Mit dem biolumineszierenden Köder an ihrer Stirn locken sie in der ewigen Dunkelheit ihres ein bis vier Kilometer unter der Wasseroberfläche gelegenen Lebensraums Beute an. Zwar besitzen alle Tiefsee-Anglerfische ähnliche Merkmale wie große Kiefer, kleine Augen und seitlich zusammengedrückte Körper, doch es gibt überraschend viele Variationen in ihrem Bauplan.

Manche Arten weisen zum Beispiel eine eher längliche Körperform auf, während andere eher kugelförmig sind. Auch der Durchmesser der Augen und die Form des Schädels sind großen Schwankungen unterworfen. Insgesamt gibt es dadurch über 160 verschiedene Arten von Tiefsee-Anglerfischen. Das macht die Gruppe deutlich vielfältiger, als sie nach gängiger Lehrmeinung eigentlich sein dürfte.

Auf der Suche nach dem ersten Anglerfisch

Normalerweise sollten Tiergruppen nur dann viele verschiedene Arten ausbilden, wenn sie sich in einem vielfältigen Lebensraum ansiedeln, der ihnen Raum für die Besetzung verschiedener ökologischer Nischen bietet – zum Beispiel ein Korallenriff. „Die Vorstellung, dass eine ressourcenarme, homogene Umgebung – die von allen Seiten von nichts als Wasser umgeben ist – unterschiedliche Körper- und Schädelpläne hervorbringen würde, ist in diesem Bereich wirklich kontraintuitiv“, sagt Co-Erstautorin Rose Faucher von der texanischen Rice University.

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Um mehr über die Evolution der Tiefsee-Anglerfische zu erfahren, haben Faucher und ihre Kollegen das Genom und den Körperbau von rund einem Drittel der bekannten Anglerfisch-Arten analysiert und mit dem ihrer nächsten Verwandten verglichen – darunter mit Seeteufeln und Seekröten. So konnte das Team die genetische Linie der Anglerfische bis zu ihrer Entstehung zurückverfolgen.

Ursprünge reichen bis in die Kreidezeit

Wie die Auswertung ergab, ist die übergeordnete Gruppe der Armflosser (Lophiiformes), zu der die Anglerfische gehören, wahrscheinlich bereits zum Ende der Kreidezeit vor 92 bis 61 Millionen Jahren entstanden. Die Anglerfische müssen sich dann entweder vor 58 oder vor 40 bis 34 Millionen Jahren als eigene Familie von diesen Vorgängern abgespalten haben.

Der Urahn der Anglerfisch-Familie lebte den Forschenden zufolge noch am Meeresboden eines Kontinentalhangs, bevor er schließlich in die offenen Gewässer der Tiefsee wechselte. Genau dieser Übergang könnte auch die Voraussetzungen für die rasche Diversifizierung der Fische geschaffen haben: Um sich an die Bedingungen des dunklen, ressourcenarmen Lebensraums anzupassen, entwickelten die Fische etwa ihre großen Kiefer und kleinen Augen, wie das Team erklärt.

Karge Tiefsee als Trigger für die Artbildung

Dies deutet laut Faucher und ihren Kollegen darauf hin, dass die Anglerfische durch die ökologischen Herausforderungen der Tiefsee nicht eingeschränkt wurden, wie man meinen könnte. Stattdessen haben sie durch den Wechsel in diese anspruchsvolle, karge Umwelt neue evolutionäre Möglichkeiten erkundet und dabei ihre Körperformen und Jagdstrategien diversifiziert.

Warum sich dabei aber derart viele verschiedene Arten von Anglerfischen herausbilden konnten, bleibt weiterhin rätselhaft. (Nature Ecology & Evolution, 2024; doi: 10.1038/s41559-024-02586-3

Quelle: Rice University

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