Biologie

Fehlende Bienen machen Obst ungesünder

Bestäubung durch Insekten beeinflusst auch die Nährstoff-Zusammensetzung von Obst

Wildbiene auf einer Mandelblüte © Alexandra-Maria Klein

Bienen und andere Bestäuberinsekten sind noch wichtiger als gedacht: Fehlen sie, sinkt nicht nur der Ertrag bei manchen Früchten, auch ihre Nährstoff-Zusammensetzung ändert sich. Mandeln enthalten beispielsweise weniger gesunde Fettsäuren und weniger Vitamin E, wenn die Bestäuber ausbleiben. Das belegt das Experiment eines Teams aus deutschen und US-Forschern.

Honigbienen, aber auch Wildbienen und andere Insekten sind für die Bestäubung der meisten Nutzpflanzen extrem wichtig, fehlen sie, tragen Apfelbaum, Erdbeere, Tomate, Kaffeebaum und andere keine Frucht. Doch genau diese Insekten gehen weltweit rapide zurück, weil Pestizide und Monokulturen ihre Lebensgrundlage zerstören. Erst im letzten Jahr belegte eine Studie, dass gerade die wilden Bestäuber vielerorts für die Erträge im Pflanzenbau entscheidend sind.

Netze gegen Bienenbestäuber

Offen war bisher die Frage, ob möglicherweise andere Bestäubungsmethoden, beispielsweise per Hand oder mit Maschinen, die Rolle der Insekten ersetzen können. Unklar war auch, ob eine fehlende Bienenbestäubung die Zusammensetzung der Früchte verändert. Alexandra-Maria Klein von der Universität Freiburg und ihre Kollegen haben dies nun an kalifornischen Mandelbäumen untersucht.

Die Forscher hüllten für ihre Studie einen Teil der Mandelbäume auf einer Plantage in Käfige ein, die Bienen und andere Bestäuberinsekten fernhielten. Ein Teil der solcherart eingehüllten Bäume wurde per Hand bestäubt, ein anderer Teil blieb unberührt. Zusätzlich wurde bei einem Teil der Mandelbäume die Düngung weggelassen, bei andern weniger stark bewässert. Dies sollte zeigen, inwieweit diese Behandlungen zusammen aber auch getrennt den Ertrag und die Nährstoffzusammensetzung der Mandel beeinflussen.

„Mandeln mit einem hohen Gehalt von Oleinsäure im Gegensatz zu Linolsäure sind für Verbraucher am gesündesten“, erklären Klein und ihre Kollegen. Denn die Oleinsäure gilt als die Komponente der Mandeln, die ihren positiven Effekt auf das Herz-Kreislauf-System erklärt. Linolsäure dagegen ist eine Omega-6-Fettsäure, der eher negative Gesundheitseffekte zugesprochen werden.

Weniger Ertrag und weniger gesunde Inhaltsstoffe

Die Auswertung der Experimente ergab zweierlei: Zum einen kann selbst eine Handbestäubung die fehlenden Bienen nicht ersetzen. Mandelbäume, die mit der Hand bestäubt wurden, nur sehr kleine Mandeln hervor. Von Bienen bestäubte Bäume lieferten 200 Prozent mehr Ertrag, wie die Forscher berichten. Düngung und Bewässerung hatten allein kaum Einfluss auf den Ertrag. Defizite in der Bestäubung kann der Baum offenbar nicht ausgleichen, Mangel an Wasser oder Nährstoffe bis zu einem gewissen Punkt dagegen schon.

Zum andern aber veränderte die fehlende Bestäubung auch die Nährstoff-Zusammensetzung der Mandeln deutlich: Die von Bienen bestäubten Mandeln enthielten mehr von der gesunden Oleinsäure und weniger Linolsäure. Auch der Gehalt an Vitamin E war höher, wie die Forscher berichten. Die selbst bestäubten Mandeln dagegen schnitten in beiden Punkten schlechter ab. Fehlten ihnen zusätzlich Wasser und Dünger, sank der Vitamin E-Gehalt sogar noch stärker.

„Diese Ergebnisse zeigen, dass die Bestäubung den Nährwert und die Qualität der Mandeln verändert“, konstatieren Klein und ihre Kollegen. Das unterstreiche die große Bedeutung von Bienen und andern Insekten als Bestäubern – auch für unsere eigene Gesundheit. (PLoS ONE, 2014; doi: 10.1371/journal.pone.0090082)

(Universität Freiburg im Breisgau / PLOS ONE, 10.06.2014 – NPO)

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