Medizin

Fettleibigkeit macht Männer unfruchtbar

Zu hohes Körpergewicht verändert Proteinbalance und reduziert die Spermienzahl

Dass die Zeugungsfähigkeit des Mannes mit dem Alter abnimmt ist bekannt. Neu ist jedoch, dass daran auch das höhere Körpergewicht im Alter schuld sein könnte. Denn Fettleibigkeit – aber auch Untergewicht – vermindern bereits bei jungen Männern die Fruchtbarkeit, wie Forscher jetzt in einer Studie belegen. Zu hohes Körpergewicht verringert die Spermienzahl und verändert ihre Funktion bereits auf molekularer Ebene.

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Beruht ein unerfüllter Kinderwunsch auf mangelndem Zeugungsvermögen des Mannes, können deformierte oder bewegungsunfähige Spermien die Ursache sein. Aufschluss gibt in vielen Fällen eine mikroskopische Untersuchung des Samenergusses, das so genannte Spermiogramm. Zwischen 1999 und 2005 haben Forscher an der Leipziger Universitätsklinik (UKL) Spermiogramme von mehr als 2.000 Männern erstellt. Zu den dabei gewonnenen Erkenntnissen gehört, dass das Körpergewicht des Mannes die Zeugungsfähigkeit deutlich beeinflusst.

Body-Mass-Index bestimmt Anzahl der Spermien

„Der Body-Mass-Index (BMI) spielt eine entscheidende Rolle für die Anzahl gesunder, normal gestalteter Spermien pro Samenerguss“, erklärt Professor Uwe Paasch, Leiter der Andrologischen Abteilung. Extremes Untergewicht, vor allem aber Übergewicht verringere die Zahl der Samenzellen. Ein weiterer Faktor, der die Zeugungsfähigkeit beeinflusst, ist das Alter. „Männer können zwar auch noch im hohen Alter Kinder zeugen“, so der Androloge. Die Wahrscheinlichkeit nehme aber ab. Ein Grund könnte darin liegen, dass die meisten Menschen ab dem mittleren Alter an Körpergewicht zunehmen. Professor Paasch: „Die beiden Faktoren Alter und Gewicht sind dann schwer voneinander zu trennen.“

Abweichungen in einigen Proteinen

Die Ergebnisse der Leipziger Andrologen weisen auch auf eine besondere Risikogruppe hin: „Wir sehen in der Sprechstunde häufig Männer im Alter zwischen 20 und 30 Jahren, deren auffälliges Merkmal Fettleibigkeit ist“, so Professor Paasch. Das Spermiogramm zeigt bei ihnen nur eine geringe Zahl normal gestalteter Samenzellen. Ihre Spermien scheinen sich durch den Einfluss der überschüssigen Pfunde auf molekularer Ebene zu verändern. Paasch vermutet, dass ein Lebensstil mit wenig Bewegung und ungesunder Ernährung eine Rolle spielt.

Mittels neuer Techniken untersucht der Männermediziner am UKL deshalb die verschiedenen Proteine (Eiweiße) in den Samenzellen. „Unsere Forschungen deuten auf Abweichungen bei einer ganzen Reihe von Eiweißen hin“, erläutert der Experte. „Darunter sind Proteine, die für die Funktion der Samenzellen wichtig sind.“ Wie genau das Übergewicht die Bildung der Spermien stört, ist noch unklar. Derzeit führt die Forschungsgruppe am Universitätsklinikum Leipzig eine größere Studie durch, um die Ergebnisse zu bestätigen. (Fertil Steril 2010; doi:10.1016/j.fertnstert.2010.06.047)

(Universitätsklinikum Leipzig, 14.04.2011 – NPO)

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