Eine schier unendliche Zahl von Finger- und Handbewegungen lässt sich beim Menschen auf eine relativ kleine Zahl von Grundmustern zurückführen. Das haben Wissenschaftler jetzt nachgewiesen. Das Gehirn kann so das gesamte Bewegungsrepertoire ökonomisch organisieren. Die Forschungsergebnisse sind jetzt in der Fachzeitschrift Neuron erschienen.
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Eine Beethoven-Sonate auf dem Klavier spielen; einen scharf geschossenen Ball fangen; einen Faden durch ein Nadelöhr lenken: Fingerbewegungen gehören zu den flexibelsten Bewegungen des Menschen und zu den virtuosesten des gesamten Tierreichs. Ihrer Bedeutung sind sich die Meisten nicht bewusst; erst mit einer Behinderung, wie sie zum Beispiel nach einem Schlaganfall häufig auftritt, wird den Betroffenen klar, was sie verloren haben.
Magnetstimlulation verrät Arbeitsweise des Gehirns
Die Frage, wie es das Gehirn schafft, diese Fingerfertigkeiten zu organisieren, beschäftigt die Wissenschaft schon lange. Seit über 130 Jahren wenden Forscher unterschiedlichste Methoden der Nervenstimulation an, um Informationen über die Prinzipien zu gewinnen, wie das Gehirn Fingerbewegungen kontrolliert. "Schon seit einiger Zeit wurde vermutet, dass das Nervensystem die unterschiedlichen Bewegungen aus einer kleinen Zahl von Mustern, so genannten Modulen, konstruiert", sagt Joseph Claßen, Oberarzt an der Neurologischen Klinik der Universität Würzburg. Eine Bestätigung dieser Theorie gelang dem Neurologen jetzt gemeinsam mit dem Diplom- Ingenieur für Elektrotechnik Reinhard Gentner mit Hilfe einer besonderen Technik.