Wenn Sie sich nur schwer aufraffen können, Sport zu treiben oder aber am liebsten täglich ins Fitnessstudio rennen, dann sollten Sie einen Blick auf ihre Finger werfen. Denn nach Ansicht eines kanadisch-amerikanischen Forscherteams beeinflussen vorgeburtliche Stresshormone sowohl den Aktivitätsdrang als auch das Verhältnis der Fingerlängen von Ring- und Zeigefinder.
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Schon seit langem ist bekannt, dass bei Männern der Ringfinger tendenziell etwas länger ist als der Zeigefinger. Dieses so genannte 2D:4D-Verhältnis ist bei Frauen häufig höher, bei ihnen sind die beiden Finger gleich lang oder der Zeigefinger ist länger. Als Erklärungsmodell für diese Unterschiede galt bisher ein vorgeburtlicher Einfluss des männlichen Geschlechtshormons Testosteron: Sein Einfluss solle nicht nur die körperliche Leistungsfähigkeit, Aggression und möglicherweise auch die sexuelle Orientierung, sondern offenbar auch die Fingerlänge prägen.
Gestützt wurde dies durch die Beobachtung, dass viele Leistungssportler, auch Frauen, im Verhältnis längere Ringfinger besitzen. Doch eine neue Untersuchung von Forschern der Universitäten von Alberta in Kanada und von Kalifornien in Riverside scheint jetzt die pränatale Testosteron-Hypothese zu wiederlegen. Die Wissenschaftler führten Züchtungsversuche an insgesamt tausend weißen Mäusen durch; von diesen Tieren ist bekannt, dass sie ähnliche Unterschiede in den „Fingerlängen“ aufweisen wie wir Menschen.
Ausschüttung von Stresshormonen beeinflusst Fingerlängen
Dabei zeigte sich, dass offenbar weniger das Testosteron, als vielmehr die Ausschüttung von Stresshormonen während der Schwangerschaft die Fingerlängen und auch den Bewegungsdrang der Mäuse beeinflusste. Die selektiv auf Aktivität gezüchteten Mäuse wiesen alle ein niedrigeres 2D:4D-Verhältnis auf als die Kontrolltiere.
„Die Ergebnisse zeigen eine Verbindung zwischen dem Gehirn, dem Verhalten und Persönlichkeitszügen sowie der Form der Hand”, erklärt Peter Hurd, Professor für Psychologie an der Universität von Alberta. „Das eröffnet uns eine Tür zu der Annahme, dass bestimmte Aspekte der Persönlichkeit, in diesem Fall der Wunsch nach Bewegung, schon sehr früh im Leben festgelegt werden.“
(Public Library of Science, 18.09.2008 – NPO)