Dürfen wir morgen noch guten Gewissens Fisch essen? Wie stark bedroht sind welche Fischarten? Welche Lösungsansätze gibt es und welchen Beitrag kann die Aquakultur leisten? Einige Antworten auf diese Fragen hat ein Team aus Forschern und Fischereiexperten jetzt im“World Ocean Review 2″ zusammengetragen. Der am Donnerstag veröffentlichte Bericht ist die erste umfassende Analyse über den Zustand der weltweiten Fischerei, die Auswirkungen für die globale Nahrungsmittelversorgung und das Ökosystem Meer.
Aktuell gelten weltweit mehr als ein Viertel aller Speisefische als überfischt, weitere 30 Prozent als gefährdet. Noch drastischer ist die Situation in Europa, wo knapp die Hälfte aller Bestände von Überfischung bedroht ist. Seit 1950 hat sich die Menge des jährlich gefangenen Fischs weltweit verfünffacht auf heute 78,9 Millionen Tonnen Fisch und Meeresfrüchte. Der Raubbau an der Ressource Fisch gefährdet dabei nicht nur die Nahrungsmittelversorgung einer global wachsenden Bevölkerung sondern vor allem das sensible ökologische Gleichgewicht der Ozeane. „Mit dem „World Ocean Review 2″ stellen wir die Zusammenhänge der weltweiten Fischerei, deren Gefahren und Konsequenzen erstmals in ihrer gesamten Komplexität dar“, sagt Nikolaus Gelpke, mare-Verleger und Gründer von maribus gGmbH. „Dabei schlagen wir nicht oberflächlich Alarm, sondern geben konkrete Lösungsvorschläge.“
Mitgewirkt an dem umfassenden Bericht haben Wissenschaftler des International Ocean Instituts (IOI) und des Exzellenzclusters „Ozean der Zukunft“ und international führende Fischereiexperten, unterstützt durch Journalisten des Magazins „mare“. Die World Ocean Review gibt einen umfassenden Überblick über die Bedeutung der Fische als Teil der Lebensgemeinschaften im Meer, geht auf die Ressource Fisch als Nahrungsquelle und Lebensunterhalt für hunderttausende Fischer ein und zeigt Lösungsansätze für langfristige und nachhaltige Managementpläne auf. Ein weiteres Kapitel widmet sich den Chancen von Aquakultur – heute bereits die international wachstumsstärkste Lebensmittelbranche.
Hilfe beim Fischkauf
Außerdem unterstützt der Report bei der Kaufentscheidung an der Fischtheke: „Wir schärfen mit dem „World Ocean Review 2″ das Bewusstsein der Öffentlichkeit für einen nachhaltig orientierten Fischkauf“, sagt Martin Visbeck, Sprecher des Exzellenzclusters „Ozean der Zukunft“ bei der Vorstellung des WOR 2 in Hamburg. Eines der aktuell größten Probleme besteht laut Visbeck darin, dass einzelne Fischarten derzeit oft noch isoliert betrachtet werden, nicht aber in ihrer Wechselwirkung mit anderen Arten und in ihrer Bedeutung für das gesamte Ökosystem im Meer.
„Das muss sich schnell und grundsätzlich ändern“, so Visbeck. „Inzwischen gibt es international positive Beispiele für ein nachhaltiges Management der Ressource Fisch, auch unter ökonomischen und sozialen Gesichtspunkten.“ So arbeiten heutzutage viele Länder zusammen, um gemeinsam genutzte Bestände oder große Meeresökosysteme, sogenannte Large Marine Ecosystems, zu schützen – etwa an der südwest-afrikanischen Küste.
Die Publikation wird nicht verkauft, sondern gratis abgegeben. Sie ist zu beziehen über www.worldoceanreview.com und kann dort auch kapitelweise eingesehen werden. Neben der deutschen Fassung ist in Kürze auch eine englischsprachige Ausgabe erhältlich.
(maribus, 22.02.2013 – NPO)