Überraschende Funktion: Das weibliche Sexualhormon Östrogen ist möglicherweise von entscheidender Bedeutung für unsere kognitiven Fähigkeiten. Wie Experimente mit Mäusen zeigen, fördert eine im Gehirn von Männern und Frauen produzierte Form dieses Botenstoffs die synaptische Plastizität – und damit Lern- und Erinnerungsprozesse. Ob dies auch beim Menschen so ist, müssen weitere Studien allerdings noch bestätigen.
Als weibliche Sexualhormone werden Östrogene vor allem in den Eierstöcken produziert: Sie steuern den Zyklus der Frau und prägen damit ihre Stimmung, ihr Körpergefühl und ihr Sexualverhalten wie kaum ein anderer Botenstoff. Doch das ist längst nicht die einzige Aufgabe dieser Hormone, wie sich in letzter Zeit zunehmend abzeichnet.
So wissen Forscher inzwischen etwa, dass eine bestimmte Östrogen-Form auch im Gehirn produziert wird – bei Männern und bei Frauen. Neuronen im Vorderhirn synthetisieren den Botenstoff 17-Beta-Estradiol mithilfe des Enzyms Aromatase. „Die genaue Funktion dieses neuronalen Östrogens ist unklar“, schreiben Yujiao Lu von der Augusta University und seine Kollegen. Allerdings gebe es Hinweise darauf, dass eine Hemmung der Aromatase Gedächtnisstörungen zur Folge haben kann.
Östrogen im Gehirn
Um der Rolle dieses Enzyms und dem von ihm produzierten Östrogen auf die Schliche zu kommen, haben die Wissenschaftler nun Experimente mit Mäusen durchgeführt: Sie veränderten die Nager genetisch so, dass die erregenden Neuronen in ihrem Vorderhirn keine Aromatase mehr produzierten.