Löwe, Tiger und Co sind älter als gedacht: Forscher haben in Tibet das zwischen rund sechs und vier Millionen Jahre alte Fossil einer frühen Großkatze entdeckt. Der urzeitliche Schädel gehört einer zuvor unbekannten Art an und ist der bisher älteste Vertreter dieser Katzengruppe. Sie muss sich demnach bereits deutlich früher von den Kleinkatzen getrennt haben als bisher angenommen, so die Forscher im Fachmagazin „Proceedings of the Royal Society B“.
Löwen, Tiger, Leoparden, Jaguare und Schneeleoparden gehören zur Unterfamilie der Großkatzen (Pantherinae). Kriterium für die Zugehörigkeit zu dieser Katzengruppe ist allerdings entgegen ihrer Bezeichnung nicht die Größe. Denn einige andere große Raubkatzen wie der Puma und der Gepard zählen nicht dazu. Das gemeinsame Merkmal der Großkatzen sind morphologische Details wie der Bau des Zungenbeins. Sich mit Gebrüll Gehör zu verschaffen, ist ebenfalls typisch für die geschmeidigen Räuber.
Klar war bisher bereits, dass sich die Vorfahren der heutigen Großkatzen irgendwann vom Ast der Kleinkatzen (Felinae) abgespalten haben, zu denen auch die Hauskatze gehört. Genetische Vergleiche deuteten darauf hin, dass diese evolutionäre Auftrennung vor etwa 6,4 Millionen Jahren stattgefunden hat. Wo, war allerdings unklar. Und auch Fossilbelege für die frühesten Vertreter der urzeitlichen Großkatzen fehlten. Der bisher älteste fossile Nachweis einer Großkatze stammte aus Afrika. Es handelte sich um Zahnfragmente, die etwa 3,6 Millionen Jahre alt sind.
Schädelfund im Himalaya
Der neue Fund ist dem scharfen Auge von Jack Tseng vom American Museum of Natural History in New York und seiner Frau Juan Liu zu verdanken. Die beiden entdeckten den Schädel als sie eine Fossilienlagerstätte im Grenzgebiet zwischen China und Pakistan durchstöberten. Zwischen hunderten von Knochen, die durch die Erosion eines alten Kliffs freigelegt wurden, stießen sie auf die leicht beschädigten, aber vollständigen Überreste der urzeitlichen Großkatze. „Sie lag einfach inmitten des ganzen Durcheinanders“, sagt Tseng.