Der gefiederte Dinosaurier Caudipteryx musste sich schon vor 130 Millionen Jahren mit Arthrose herumschlagen: Von zehn untersuchten Skeletten des etwa pfauengroßen Tieres wiesen drei klare Anzeichen für den Gelenkverschleiß auf, hat ein amerikanisch-chinesisches Forscherteam entdeckt. Die Ursache des Leidens könnte die damals eher ungewöhnliche Lebensweise von Caudipteryx gewesen sein: Die Tiere hatten sich vermutlich aus flugfähigen Vorfahren entwickelt, konnten jedoch selber nicht mehr fliegen. Daher sei es wahrscheinlich, dass ihre Fußgelenke den stärkeren Belastungen eines Lebens auf dem Boden noch nicht gewachsen waren, schreiben Bruce Rothschild von der University of Kansas und seine Kollegen im Fachmagazin „Cretaceous Research“.
Auf der Suche nach den frühesten Arthrose-Fällen
Arthrose ist heute zwar relativ häufig bei Säugetieren und Reptilien, die in Gefangenschaft leben. In freier Wildbahn kommt der Gelenkverschleiß bei diesen beiden Klassen dagegen eher selten vor. Bei Vögeln wiederum sind Probleme mit den Gelenken durchaus nicht unbekannt: Es gibt Arten, bei denen fast ein Viertel aller Populationen betroffen ist. Kleinere Arten leiden dabei sehr viel häufiger unter dem Verschleiß als größere.
Rothschild und seine Kollegen interessierten sich nun dafür, ob auch schon die ersten Vertreter der Vögel Gelenkprobleme hatten – und ob damals ebenfalls die kleineren häufiger betroffen waren als die größeren. Sie schauten sich daher über 700 Skelette von frühen Vertretern der Vögel sowie gefiederten Dinosauriern und nahen Verwandten der Vogelvorfahren aus dem Erdmittelalter an. Ihr Augenmerk legten sie dabei vor allem auf Osteophyten, ungewöhnliche Knochenvorsprünge, die sich bei Arthrose typischerweise an den Rändern betroffener Gelenke bilden.
Laufen statt Fliegen überlastete die Gelenke
Fündig wurden sie vor allem bei den Fußgelenken von Caudipteryx. Die Tiere liefen auf zwei Beinen, hatten einen kurzen Schnabel und waren vermutlich Alles- oder Pflanzenfresser. Sie waren entweder eng verwandt mit den Vorfahren der heutigen Vögel oder gehörten bereits selbst zu den Vögeln, darüber sind sich Wissenschaftler nicht ganz einig. Klar ist jedoch, dass sie nicht fliegen konnten – und genau das scheint der Grund für die starke Anfälligkeit ihrer Gelenke gewesen zu sein, schreiben Rothschild und seine Kollegen. Denn bei den Skeletten der flug- oder gleitfähigen Dinosaurier und Urvögel, die die Wissenschaftler ebenfalls untersuchten, waren sehr viel weniger Abnutzungserscheinungen sichtbar als bei Caudipteryx.
Interessanterweise sei bei den Fossilien genau der entgegengesetzte Trend zu beobachten gewesen wie bei den heute lebenden Vögeln: Während damals die größten Vertreter am häufigsten betroffen waren, sind heute die kleinen Vögel eher die Leidtragenden. Ob dahinter tatsächlich die noch fehlende Anpassung an das Laufen steckt, wollen die Forscher jetzt durch die Untersuchung weiterer Verwandter von Caudipteryx klären.
(doi: 10.1016/j.cretres.2011.12.008)
(Cretaceous Research, 24.04.2012 – ILE)