Von wegen akzentfrei: Wer eine Fremdsprache lernt, überschätzt das Niveau seiner eigenen Aussprache mitunter erheblich – und scheint taub für eigene Fehler. Wie Experimente zeigen, finden deutsche Sprachschüler zum Beispiel ihr Englisch meist besser als das anderer, obwohl sie objektiv betrachtet dieselben Aussprachefehler machen. Diese verzerrte Wahrnehmung könnte einer der Gründe sein, warum das akzentfreie Erlernen einer Fremdsprache so schwierig ist.
Menschen, die eine Fremdsprache lernen, kämpfen oft mit der richtigen Aussprache. Der „th“-Fehler der Deutschen beim Englischlernen ist hier ein typisches Beispiel. Die „Senk ju vor träwelling“-Ansage in der Bahn ist zum Klassiker geworden und auch deutsche Muttersprachler lachen darüber. Das Paradoxe: Obwohl sich viele Menschen über solche Aussprachefehler amüsieren und sie folglich hören können, machen sie selbst oft ebenfalls entsprechende Fehler – und können sie trotz jahrelangen Übens nicht abstellen. Wie kommt es dazu?
„Eine mögliche Begründung ist: Die Deutschen, die über andere in diesem Zusammenhang lachen, sind nicht die, die die Fehler machen“, sagen Holger Mitterer von der Universität Malta und seine Kollegen. „Doch es gibt noch eine weitere Erklärung für dieses Akzentparadox. Vielleicht überschätzen Sprachschüler das Niveau ihrer Aussprache im Vergleich zu anderen.“ Anders ausgedrückt: Für die eigenen Aussprachefehler könnten Menschen quasi taub sein.
Wenn Deutsche Englisch sprechen
Um herauszufinden, ob an dieser Theorie etwas dran ist, machten die Wissenschaftler mit 24 weiblichen Probanden den Test. Für die Studie lasen die Teilnehmerinnen zunächst 60 einfache englische Sätze vor wie „The family bought a house“, „The jug is on the shelf“ oder „They heard a funny noise“.