Freundschaft auf den ersten Riecher: Wenn wir jemanden auf Anhieb sympathisch finden und uns anfreunden, kann dies auch am Körpergeruch liegen. Denn der subtile Duft unserer Mitmenschen beeinflusst nicht nur die Partnerwahl, sondern auch nicht-romantische Freundschaften unter Männern oder Frauen, wie nun eine Studie enthüllt. Demnach sind sich Freunde in ihrem Körpergeruch oft ähnlicher als der Durchschnitt. Die Forscher sehen darin ein weiteres Beispiel für die „soziale Chemie“ unserer Art.
Auch wenn wir ihn oft gar nicht bewusst wahrnehmen: Der Körpergeruch unserer Mitmenschen verrät uns einiges über sie. An ihm können wir beispielsweise Emotionen wie Angst, Aggression, Freude oder Depression ablesen, aber auch die Zyklusphase einer Frau oder das Alter eines Menschen. Studien legen zudem nahe, dass unser Körpergeruch die Art unserer Immungene verrät – und dass dies eine Rolle bei der Partnerwahl spielen könnte.
Sympathisch schon beim ersten Schnuppern?
Aber wie ist dies bei nicht-romantischen Freundschaften? Spielt auch da unser Körpergeruch eine Rolle? Das haben nun Inbal Ravreby und seine Kollegen vom Weizmann Institute of Science in Israel untersucht. „Wir haben vermutet, dass ein ähnlicher Körpergeruch möglicherweise ein schnelles Anfreunden begünstigen könnte“, erklären sie. Ihr besonderes Augenmerk lag dabei auf „Klick-Freundschaften“ – einer spontanen Sympathie, die schon beim ersten Kennenlernen zwischen Menschen auftreten kann.
„Wir haben untersucht, ob Fremde uns nicht nur auf den ersten Blick sympathisch sind, sondern vielmehr auf das erste Schnuppern hin“, so die Forschenden. Dafür rekrutierten sie 20 männliche oder weibliche Freundespaare, zwischen denen es eigener Aussage nach zu Beginn ihrer Freundschaft spontan „geklickt“ hatte. Das Team analysierte dann mithilfe einer elektronischen Nase den Körpergeruch beider Freundespartner und bewertete die chemische Ähnlichkeit. Als Vergleichsgruppe dienten 20 zufällig zusammengestellte, nicht befreundete Zweierteams.
Signifikant ähnlichere Duftnote
Das Ergebnis: Die Freunde oder Freundinnen ähnelten sich in Bezug auf ihren Körpergeruch tatsächlich stärker als es dem zufälligen Durchschnitt entsprach. Wurden ihre persönlichen Duftcocktails auf einer fünfdimensionalen Skala aufgetragen, lagen die Duftwerte bei Freundespaaren fünf Einheiten auseinander, bei den Zufallspaaren waren es 6,5 Einheiten. „Das sind signifikante Unterschiede“, so die Forschenden.
Doch machen sich diese Unterschiede auch in der für uns Menschen wahrnehmbaren Duftnote bemerkbar? Das testeten die Wissenschaftler, indem sie 25 Testpersonen als menschliche „Schnüffelnasen“ akquirierten. Diese erhielten Geruchsproben von 20 „Klick“-Freundespaaren, 40 Freundespaaren ohne diese spontane Sympathie und 20 zufälligen Vergleichspaaren. Tatsächlich stuften die Riechtester die Körpergerüche der 20 „Klick“-Freundespaare als am ähnlichsten ein – unabhängig davon, ob es sich um weibliche oder männliche Freundespaare handelte.
Bei Geruchs-Ähnlichkeit „klickt“ es eher
Interessant auch: Am Körpergeruch lässt sich sogar vorhersagen, ob zwei Menschen sich spontan sympathisch finden, wie ein weiteres Experiment ergab. Dabei begegneten 21 Männer und 45 Frauen verschiedenen, ihnen fremden Testpersonen und absolvierten das „Spiegelspiel“: Ohne zu sprechen, sollten sie sich bewegen wie Bild und Spiegelbild. Hinterher wurden sie dazu befragt, wie nahe sie sich dem jeweiligen Gegenüber fühlten und wie angenehm die Begegnung war.
Das Ergebnis hier: Je besser die zuvor analysierten Körpergerüche übereinstimmten, desto wahrscheinlicher war es, dass sich die zufällig zusammengestellten Paare spontan sympathisch fanden und es „klickte“. „Menschen nutzen die Geruchsinformationen offenbar auch, um sich bei nicht-romantischen Beziehungen daran zu orientieren“, konstatieren die Forschenden. „Die Geruchsähnlichkeit könnte demnach eng mit den Wurzeln der Freundschaft verknüpft sein.“
Biologischer Hintergrund noch unklar
Warum wir allerdings unbewusst Menschen mit ähnlicher Duftnote sympathisch finden, ist noch ebenso unklar wie die neuronalen Mechanismen, die dahinter stehen. „Wir können spekulieren, dass wir Menschen eine Art Geruchsmuster unserer eigenen Duftnote bilden und die Gerüche anderer unbewusst damit abgleichen“, schreiben Ravreby und seine Kollegen. Ob und welchen Vorteil dies bietet, bleibt allerdings offen. (Science Advances, 2022; doi: 10.1126/sciadv.abn0154)
Quelle: American Association for the Advancement of Science (AAAS)