Der Menstruationszyklus einer Frau entscheidet, ob ein Mann beim Gespräch ihre Ausdrucksweise nachahmt. Wie US-amerikanische Forscher berichten, passen Männer ihre Sprache unbewusst derjenigen ihrer Gesprächspartnerin an – aber nur, wenn sich die Frau in den unfruchtbaren Tagen ihres Zyklus befindet. Zu Zeiten des Eisprungs verzichten Männer darauf, berichten die Wissenschaftler im Fachblatt „PloS ONE“. Ob Probanden bei der Beschreibung eines Bildes die gleiche Formulierung wie ihr Gegenüber wählten, hing laut Studie davon ab, wie fruchtbar die Frau gerade war. Dabei war den Männern diese Information offiziell gar nicht bekannt – sie konnten sie aber offenbar unbewusst wahrnehmen.
Eigentlich würde man das Gegenteil erwarten: Wenn die Frau gerade empfängnisbereit ist, sollte der Mann alles unternehmen, um ihr zu zeigen, wie gut sie zusammen passen. „Anpassung dient dazu, Zugehörigkeit zwischen potenziellen Liebespartnern aufzubauen“, schreiben Jacqueline Coyle von der Embry-Riddle Aeronautical University und Michael Kaschak von der Florida State University. Andererseits wirke Kreativität und nicht-konformes Verhalten attraktiv, und ein Mann demonstriere damit seine Tauglichkeit als Partner. „So weckt er das Interesse der potenziellen Partnerin“, vermuten die Wissenschaftler. Das könnte der Grund für die unbewusste Nicht-Anpassung an.
In der Studie beschrieben Frauen, die sich in unterschiedlichen Phasen ihres Menstruationszyklus befanden, den männlichen Probanden Bilder. Sie wählten dafür eine ganz bestimmte englische Satzkonstruktion. Anschließend mussten die Männer, allesamt Studenten, ihren Gesprächspartnerinnen ebenfalls erklären, was auf einem Bild zu sehen war. Die Wissenschaftler registrierten dabei, ob die Probanden denselben Satzaufbau benutzten oder einen anderen, der genau das gleiche aussagte.
Geringer, aber messbarer Unterschied
„Die Wahrscheinlichkeit, dass die Männer den gleichen Satzaufbau wie die Frau wählten, stand in umgekehrter Beziehung zum Fruchtbarkeitsgrad der Frau“, berichten Coyle und Kaschak. Rund um den Eisprung der Gesprächspartnerin passten die Probanden ihre Sprache dem Gehörten zur Hälfte an, zur Hälfte nicht. Befand sich die Frau in den besonders unfruchtbaren Tagen ihres Zyklus, griffen die Männer zu 62 Prozent die Ausdrucksweise ihres Gegenübers auf, in 38 Prozent der Fälle benutzen sie die alternative Satzstruktur. Der Effekt scheint gering zu sein, war nach Angaben der Forscher aber signifikant. Die Forscher wiederholten das Experiment mit weiblichen Probanden. Diese glichen ihre Sprache stets zu 56 Prozent der des weiblichen Gegenübers an, unabhängig von der Phase des Menstruationszyklus.
Männer haben feine Antennen
Die Wissenschaftler glauben auch zu wissen, wie die Männer unbewusst erkannt haben, in welcher Zyklusphase sich ihre Gesprächspartnerin befand. Denn die Forscher stellten sicher, dass die Männer genug Zeit hatten, die Frau vor Beginn des Experiments ausreichend zu „beschnuppern“: Die Probanden wurden mit ihrer Gesprächspartnerin gemeinsam an einen kleinen Tisch gesetzt, um einen Fragebogen auszufüllen. „Männer reagieren empfindlich auf subtile Hinweise zur weiblichen Fruchtbarkeit wie Geruch und Stimmlage“, heißt es in der Studie. „Das Wahrnehmen dieser Marker spornt sie dazu an, sich mit ihr zu paaren.“
Damit sich die weiblichen Fruchtbarkeitssignale durchsetzen konnten, nahm keine der Teilnehmerinnen die Pille. Um keine Konkurrenzsituation oder anderweitige Ablenkung zu schaffen, waren bei den Experimenten keine männlichen Wissenschaftler anwesend, sondern nur weibliche Forscher, welche die Pille nahmen. Homosexuelle Probanden wurden von der Studie ausgeschlossen. (PloS ONE, 2012; doi:10.1371/journal.pone.0027971)
(PLoS ONE, 10.02.2012 – BOS)