Wenn es kalt und nass ist, herrscht typisches Erkältungswetter. Jetzt aber hat eine Studie gezeigt, dass nicht nur das Wetter als solches, sondern vor allem die gefühlte Temperatur einen Einfluss darauf hat, ob wir einen Schnupfen entwickeln oder nicht.
Tiefe Temperaturen und nasse Bedingungen, zum Beispiel Regen, fördern virale Atemwegsinfekte wie Erkältungen. Dieser Zusammenhang ist seit langem bekannt. Unklar war bisher allerdings, welche Wetterfaktoren sich wie stark auswirken. Jetzt hat eine Analyse der Biometeorologen Professor Andreas Matzarakis aus Freiburg und Professor Panagiotis Nastos aus Athen gezeigt: Die von einem Menschen subjektiv gefühlte Temperatur hat den größten Einfluss auf das Entstehen einer Erkältung.
„Unsere Untersuchung hat erstmals eine statistisch signifikante Beziehung zwischen den in Apotheken verkauften Erkältungspräparaten und Wetterdaten belegt“, berichtet Studienleiter Matzarakis. „Daraus können wir ableiten, dass bei bestimmten Wetter- und bioklimatischen Bedingungen Erkältungskrankheiten gefördert werden.“ Erkältungswetter wird nicht nur von den aktuell herrschenden Wetterbedingungen bestimmt, sondern auch dadurch, wie stark sich Temperatur, Nässe und Wind verändern. Erkältungswetter kann zu jeder Jahreszeit auftreten, am häufigsten aber in der kalten Jahreszeit.
Gefühlte Temperatur entscheidend
Besonders interessant ist die Tatsache, dass das individuelle Wärmeempfinden eines Menschen die größte Rolle spielt und nicht etwa rein meteorologische Daten wie die gemessene Lufttemperatur. Sinkt die gefühlte Temperatur drastisch um zehn Grad Celsius, steigt die Wahrscheinlichkeit für den Erkältungspräparateverbrauch – ein Indikator für die Erkältungshäufigkeit – um 27 Prozent, so ein Ergebnis der Analyse. Wer sich schützen will, sollte sich daher nicht nur am Thermometer orientieren, sondern auch seinem eigenen Temperatur- beziehungsweise Wetterempfinden vertrauen.
Die gefühlte Temperatur ist eine künstlich ermittelte Größe, die auf dem Energie-, beziehungsweise Wärmeaustausch des Menschen mit seiner Umgebung beruht. Der Wärmehaushalt des Menschen reagiert nicht nur darauf, wie warm es draußen ist, sondern auch auf Windgeschwindigkeit, ob es feucht oder trocken und wie die Sonnenstrahlung ist. Entscheidend ist außerdem die Bekleidung und ob sich jemand körperlich arbeitet oder ruhig irgendwo sitzt. Außerdem beeinflussen Körpergröße, Gewicht und Alter die gefühlte Temperatur.
Abhärtung hilft
Neben der gefühlten Temperatur haben auch die Lufttemperatur und der Taupunkt – eine Gradzahl, die angibt, wann Wasserdampf kondensiert – bedeutenden Einfluss auf das Entstehen einer Erkältung. Vor allem Menschen mit Kreislaufproblemen, die besonders temperaturempfindlich sind, sollten sich daher vor Wettereinflüssen schützen, damit sie sich nicht erkälten. Das bedeutet allerdings nicht, sich nicht mehr nach Draußen zu wagen. Im Gegenteil: Wer sich täglich im Freien aufhält – am Besten bei einem strammen Fußmarsch oder Sport – härtet seinen Körper ab und trainiert das Immunsystem. Wichtig dabei ist, sich im Behaglichkeitsbereich zu bekleiden.
(Bayer Healthcare, 28.08.2008 – NPO)